Gedanken für den Tag
Ich will verstehen
Cornelius Hell, Literaturkritiker und Übersetzer, zum 50. Todestag von Hannah Arendt
4. Dezember 2025, 06:57
Hannah Arendt (1907-1975), geboren in Hannover, aufgewachsen in Königsberg, war eine unkonventionelle, in kein Schema passende Theoretikerin und Journalistin, die ein "Denken ohne Geländer" praktizierte. In ihren Totalitarismus-Analysen, bei der Beschreibung der "Banalität des Bösen" in der Person Adolf Eichmann oder im Nachdenken über Liebe, Arbeit und Politik - immer ging es ihr um ein unparteiisches Verstehen von Problemen.
In Berlin war sie 1933 von der Gestapo verhaftet worden, konnte aber später mit ihrer Mutter nach Paris fliehen, wo sie an der Rettung jüdischer Kinder nach Israel mitarbeitete, 1940 jedoch als feindliche Ausländerin interniert wurde. Wieder konnte sie fliehen und schließlich 1941 mit ihrem Mann über Lissabon in die USA gelangen. Dort musste sie mühsam lernen, sich in einer neuen Sprache auszudrücken. In Amerika unterrichtete Hannah Arendt an den renommiertesten Universitäten und entwickelte sich zu einer führenden Denkerin des 20. Jahrhunderts. Für sie galt: "Es gibt keine gefährlichen Gedanken, das Denken selbst ist gefährlich."
