Im Fokus - Religion und Ethik
"Die letzte Hinrichtung"
Mit diesem Thema im Fokus: 75 Jahre Abschaffung der Todesstrafe in Österreich
10. Dezember 2025, 16:05
Am 24. März 1950 wurde der Malergehilfe Johann Trnka im Alter von 38 Jahren wegen zweifachen Mordes im "Galgenhof" des Wiener Straflandesgerichts gehängt. Es sollte die letzte Hinrichtung in Österreich sein - am 1. Juli 1950 wurde die Todesstrafe in Österreich abgeschafft (mit 86 gegen 64 Stimmen in geheimer Abstimmung im Nationalrat). 75 Jahre danach befasst sich daher die Reihe "Im Fokus - Religion und Ethik" am "Internationalen Tag der Menschenrechte" mit der langwierigen Geschichte der Abschaffung der Todesstrafe in Österreich.
Der Schauplatz der letzten öffentlichen Hinrichtung am 30. Mai 1868 war bei der "Spinnerin am Kreuz" im heutigen zehnten Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Ein Mann namens Georg Ratkay wurde wegen "meuchlerischen Raubmordes" ebenfalls gehängt. Schon unter Kaiser Joseph II. in der Zeit des aufgeklärten Absolutismus wurde die Todesstrafe (vorübergehend) auf das "Standrecht" (also auf außerordentliche Notsituationen) beschränkt. Kaiser Franz Joseph begnadigte die meisten Verurteilten. In der Ersten Republik wurde die Todesstrafe vorerst abgeschafft - unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß aber wieder eingeführt.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurden allein in Wien schätzungsweise 1.200 Menschen hingerichtet. In der Zweiten Republik wurden noch 31 Todesurteile vollstreckt.
In der christlichen Theologie wurde die Todesstrafe lange Zeit als Selbstverständlichkeit akzeptiert. Im Katechismus der römisch-katholischen Kirche wurde beispielsweise erst 2018 auf Drängen von Papst Franziskus ein klares Nein festgeschrieben - "weil sie gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person verstößt". Aus der österreichischen Rechtsordnung wurde die Todesstrafe übrigens erst 1968 endgültig entfernt. Bis dahin war sie im "Standrecht" - also in der außerordentlichen Rechtsprechung in extremen Notsituationen - noch eine theoretische Möglichkeit. - Gestaltung: Markus Veinfurter
Sendereihe
Gestaltung
- Konstantin Obermayr
