Bugge Wesseltofts stilles Fest

10. Dezember 2025, 17:30

"Es begab sich im Jahre 1997 ..." - so könnten wir beginnen. In diesem Jahr bittet nämlich der Gründer des deutschen Jazz-Labels ACT Music, Sigi Loch, den norwegischen Jazzpianisten Bugge Wesseltoft um ein Weihnachtsalbum. Der reagiert aber mehr als nur skeptisch, denn "Weihnachts-Shoppingwahn" und "gestresstes Glück" unterm Baum lehnt er ab. Aber er schätzt sich laut Pressetext glücklich, "in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der Heiligabend ein herzerwärmender, ruhiger Abend im Kreise der engsten Familie war."

Und so entsteht die Idee, etwas von dieser puren Atmosphäre, diesen stillen Weihnachten zu vermitteln: "Ruhig, langsam, mit Schwerpunkt auf liebevollen Kindheitserinnerungen und den Liedern, die wir sangen, während wir uns an den Händen hielten und um den Weihnachtsbaum herumstanden." Bugge Wesseltofts damals zweijährige Tochter Maren sitzt bei den Aufnahmen auf seinem Schoß. Der Titel des Albums von 1997: "It's Snowing On My Piano".

Dieses Solo-Piano-Album zählt inzwischen zu den erfolgreichsten Veröffentlichungen in der Geschichte von ACT Music. Bis heute wird es zu Weihnachten verschenkt, obwohl oder weil es so gar nicht kommerziellen Weihnachtsalben entspricht. Vielmehr verbreitet es von den ersten Tönen an etwas von der Stille großer, langsam zu Boden sinkender Schneeflocken und einer dicken Schneedecke.

Eine besondere Erfahrung für Wesseltoft sind auch die Live-Konzerte mit diesem Programm, die er in ganz Norwegen jedes Jahr zur Weihnachtszeit gibt. Anfangs fürchtete er, sein Publikum mit diesen langsamen Stücken zu langweilen, weil es vollkommen ruhig blieb und er nur tiefe Atemzüge wahrnahm. Doch nach den Konzerten erhält er bis heute begeistertes Feedback.

Die besten Live-Aufnahmen dieser Konzerte hat ACT nun auf dem Album "It's Still Snowing On My Piano" versammelt, sie entstanden auf Konzerten quer durch ganz Norwegen und im heimischen Wohnzimmer. Und es scheint, als ob dieses - nur gefühlte, nicht gehörte - Knistern des unwiederbringlichen Moments noch gefehlt hätte zum vollständigen Glück.

Jedenfalls haben wir jetzt die Wahl, uns - je nach Geschmack - für die Studiovariante zu entscheiden oder die neue, sehr zugewandte, kommunikative Live-Version. Es soll aber auch manche geben, die auf keine der beiden Einspielungen verzichten wollen.

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