Betrifft: Geschichte
Röhren, die verbinden und versorgen
4000 Jahre Tunnelbau. Mit: Wulf Schubert, Univ. Prof. Em. am Institut für Felsmechanik und Tunnelbau an der Technischen Universität Graz.
16. Dezember 2025, 15:55
Die Vorläufer der heutigen Tunnel waren Stollen für unterirdische Wasserleitungen. Diese entstanden vor etwa 4000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Iran. Die Tunnelbautechnik verbreitete sich über die gesamte antike Welt. Teilweise werden die schon vor Jahrtausenden mit hoher Präzision gegrabenen Tunnel auch heute noch für die Trinkwasserversorgung genutzt.
Schon 500 v. Chr. entstanden Tunnel von mehr als 1000 Metern Länge. Als längster antiker Tunnel gilt der Mitte des 1. Jahrhunderts errichtete römische Claudiustunnel. Mit einer Länge von 5,6 Kilometern war er bis zum Jahr 1871 der längste Tunnel der Welt. Das Aufkommen der Eisenbahnen ab der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts beschleunigte den Tunnelbau. Die Grundlage dafür waren neue technische Erfindungen wie Bohrmaschinen oder Sprengungen. Die großen Alpendurchquerungen wie der Simplon-, der St. Gotthard, oder der Arlbergtunnel stießen in völlig neue Längendimensionen vor. Zum Einsatz kamen dabei unterschiedliche Tunnelbaumethoden wie die Belgische, die Deutsche oder die Österreichische Methode. Eine besondere Herausforderung bei den Vortriebsarbeiten, viele tausend Meter unterhalb des Berggipfels, war die enorme Hitze mit Temperaturen weit über 40 Grad. Um eine kontinuierliche Arbeit zu ermöglichen, mussten Kühlsysteme entwickelt werden.
Seit den 1950er Jahren ist der Tunnelbau weitgehend standardisiert. Moderne Tunnel werden mit Fertigteilbetonelementen ausgekleidet, in die dann die entsprechenden Sicherheits- und Verkehrssysteme (Schiene, Straße) eingezogen werden.
