Du holde Kunst
"Meine erste Begegnung mit Lyrik... war ein Missverständnis"
Lieblingsgedichte von Johannes Silberschneider.
21. Dezember 2025, 08:15
"Meine erste Begegnung mit Lyrik, neben den klassischen Liedgut-Texten, die ich auswendig konnte, war ein Missverständnis in der zweiten Hauptschul-Klasse: das Heft No. 33 von `Das große Abenteuer´, mit einem dramatischen Titelbild, auf dem eine alte Dampflokomotive, funkensprühend von einer zusammenbrechenden Brücke in ein dunkles Gewässer stürzt! Ich glaubte eine tolle Wildwest-Geschichte in Händen zu halten - es handelte sich jedoch in diesem Fall um einen Balladen-Sammelband für den Schulgebrauch! Aber was für eine Entdeckung! Schillers 'Kraniche des Ibykus', 'Die Bürgschaft', 'Der Gang zum Eisenhammer', 'Der Handschuh'; und wie für mich als romantischen Bild-Betrachter, der ich von den Fehler-Such-Rätseln in der 'Hör zu' schon Bilder von Caspar David Friedrich kannte, dazwischen gestreut Matthias Claudius mit seinem 'Abendlied'. Und da waren auch noch die Schallplatten von Oskar Werner, auf denen er Gedichte von Rilke, Trakl und Saint-Exupéry rezitierte - prägende literarische Erlebnisse meiner Jugend!"
In dieser Ausgabe von "Du holde Kunst" präsentiert Johannes Silberschneider seine Lieblingsgedichte. Der gebürtige Steirer studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Seine Engagements führten ihn an zahlreiche große Bühnen im deutschsprachigen Raum; u.a. nach Zürich, Stuttgart, Hamburg, München, Berlin, Graz und Wien. Von 2018 bis 2023 stand er bei den Salzburger Festspielen in der Jedermann-Inszenierung auf der Domplatz-Bühne, am Theater in der Josefstadt war er in Peter Turrinis "Josef und Maria" und in Franz Werfels "Jakobowsky und der Oberst" zu sehen und als Frosch in der "Fledermaus" an der Wiener Staatsoper.
1981 entdeckte ihn Axel Corti für den Film "An uns glaubt Gott nicht mehr", dem ersten Teil der Trilogie "Wohin und zurück", nach den Büchern von Georg Stefan Troller. Seither wirkte er in über 200 Fernsehproduktionen und internationalen Kinofilmen mit. Er drehte u.a. mit Herbert Achternbusch, Michael Haneke, den Brüdern Taviani, Fernando Trueba und François Ozon und stand an der Seite von Ben Kingsley, Armin Mueller-Stahl, Letitia Casta und Penelope Cruz vor der Kamera. Der Film "Copy Shop" von Virgil Widrich, in dem er die Hauptrolle spielte, wurde 2002 als "Best Live Action-Short" für den Oscar nominiert.
Zuletzt war er in "Die Fälle der Gerti B." als Gertis Ehemann Bertl Bruckner, als Franz Gasperlmaier in Herbert Dutzlers Ausseer-Krimis, in David Schalkos "Kafka"-Serie und an der Seite von Josef Hader in Matti Geschonnecks Historiendrama "Sturm kommt auf" nach der Romanvorlage "Unruhe um einen Friedfertigen" von Oskar Maria Graf zu sehen. 2019 kürte ihn die ORF-Hörspiel-Jury zum "Schauspieler des Jahres 2019".
Sendereihe
Gestaltung
- Kurt Reissnegger