Radiogeschichten

Aus dem Leben eines Säbels

"Dreyfus' Säbel - eine Rückabwicklung" von Ronald Pohl. Es liest Daniel Doujenis.

Am 5. Januar 1895 wird Alfred Dreyfus sein Dienstgrad aberkannt und sein Säbel zerbrochen. 12.000 Menschen schauen begeistert zu, brüllen antisemitische Parolen und fordern den Tod des Verräters. Die Dreyfus-Affäre war ein Justizskandal, der Frankreich tief spaltete. Dreyfus wurde beschuldigt, zu Gunsten des Deutschen Kaiserreichs Landesverrat begangen zu haben. Dabei war der Jude Dreyfus unschuldig. Höchste Kreise des Militärs wollten seine Rehabilitierung und die Verurteilung des tatsächlichen Verräters Major Ferdinand Walsin-Esterazy verhindern.

Ronald Pohls Buch trägt zwar den Namen Dreyfus im Titel. Der, der hier spricht, ist aber sein Säbel. Diese Personifikation erlaubt einen erfrischend neuen Blick auf eine bekannte Geschichte. Dieser Säbel hat einen durchaus komplexen Charakter, Vorlieben und Abneigungen. Napoleon spielt ebenso eine Rolle wie eben Dreyfus. Und plötzlich wird Geschichte lebendig, die Geschichte des Antisemitismus, der Gewalt und des Mordens en groß und en detail. Dieser Text verschiebt den Blick, die Wahrnehmung. Dieser Säbel hat viel zu erzählen und er tut es ohne jede Scheu. Eine faszinierende Persönlichkeit und alles andere als ein Ding. Er erzählt in einer Sprache, die aus der Vergangenheit zu kommen scheint, trotzdem Charme hat und alles andere als verstaubt ist.

Ronald Pohl
1945 in Wien geboren, lebt in Wien. Der Kulturjournalist und Theaterkritiker veröffentlicht seit 2004 auch Erzählungen, Romane und Gedichte. Unter anderem Biografien über Klaus Maria Brandauer und Miles Davis. Im Ritter Verlag sind bereits zahlreiche seiner Bücher erschienen.

Service

Dreyfus´Säbel - Eine Rückabwicklung, Ronald Pohl, Ritter Verlag 2025

Sendereihe

Gestaltung

  • Michaela Monschein

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