Supernova
Schönberg, Nono, die Ardittis und andere Dialoge
Das legendäre Streichquartett feiert verspätet sein Goldenes Jubiläum bei Wien Modern 2025 (4). Zum Finale: Luigi Nonos großer Quartett-Klassiker, Zwiegespräche von Hilda Paredes - und Schönbergs "luft von anderem planeten"
18. Jänner 2026, 19:45
: 50 Jahre Arditti Quartet wollten das singuläre Kammermusikensemble und das Festival Wien Modern schon 2024 gemeinsam feiern - auf standesgemäße Weise an vier Abenden, zwei im Wiener Konzerthaus, zwei im Musikverein, mit vier Uraufführungen, kombiniert mit den vier nummerierten Streichquartetten Arnold Schönbergs. Doch dann kam leider kurzfristig ein gebrochener Arm des Cellisten dazwischen. Desto erfreulicher, dass sich das Projekt nun ein Jahr später in vollem Umfang nachholen ließ.
Beredt war an diesem letzten Abend schon der gewichtige Auftakt. "Die Struktur dieses neuen Stücks", beschreibt Hilda Paredes ihre 2023/24 entstandenen "Diálogos apócrifos", "besteht aus einer Reihe unterschiedlicher Duette zwischen den Spielern, die musikalische Beziehungen zwischen ihnen aufbauen, aber auch das Material für die Tutti-Abschnitte liefern, die sich ihrerseits mit den verschiedenen Duett-Kombinationen abwechseln." Beredt ist auch Luigi Nonos epochales Streichquartett "Fragmente - Stille, an Diotima" (1979780) - nicht nur, aber besonders durch die etwa 50 Hölderlin-Zitate, mit denen die Partitur übersät ist, die aber beim Spielen auf keinen Fall rezitiert werden sollen, sondern eher in Gedanken "gesungen".
Und zum konkreten, real erklingenden Dichterwort des Stefan George zu greifen sah sich Arnold Schönberg gezwungen, als er mit seinem offiziellen Streichquartett Nr. 2 fis-Moll op. 10 (1907/08) die Gattungsgrenzen und zugleich auch die Tonalität auflöste: durch die Beiziehung eines Solosoprans und die Überwindung der harmonischen Schwerkraft. An jener Stelle im Finale, wo sich in Georges "Entrückung" "duftige nebel lüpfen", verlangt Schönberg: "Das Ganze muss wie ein Hauch sein. Nichts darf hervortretend spielen. Bloß der Gesang darf hervortreten, aber auch der nur durch die Klangfarbe, nicht durch die Klangstärke."
(Mitschnitt aus dem Brahms-Saal des Wiener Musikvereins vom 4. November 2025)
Sendereihe
Gestaltung
- Walter Weidringer
