Diagonal

Maßstabsetzend seit hundert Jahren. Diagonal zur Person György Kurtág

Am 19. Februar 1926 wurde der Komponist György Kurtág geboren. Gründlichst ausgebildet wurde er in Budapest dann selbst zu einem ikonenhaften Lehrer und spätestens ab den 1980er Jahren zur international maßstabsetzenden Figur der europäischen, zeitgenössischen Musik. Anschl.: Diagonals Feiner Musiksalon

Es gibt den schönen Begriff des "musician's musician", also eines Musikers oder einer Musikerin, der oder die von den musizierenden Kolleg:innen zutiefst geschätzt und bewundert wird, obwohl er oder sie selbst keine Stars des Musikbetriebs sind. Lange Jahre trifft das auf den Komponisten und Pianisten György Kurtag zu. Er unterrichtet in Budapest seit den 1950er Jahren an diversen Institutionen und prägt dabei Generationen von ungarischen Musikern. Die weltberühmten Pianisten András Schiff und Zoltán Kocsis zählen dazu und alle erzählen von der legendären Klasse für Kammermusik, die György Kurtág von 1969 bis 1986 an der Budapester Musikakademie betreut. Wer immer bei Kurtág Unterricht hatte, spielte nie mehr in seinem Leben auch nur einen einzigen Ton, ohne sich klar gemacht zu haben, was er mit diesem Ton eigentlich erzählen wolle.

1956 erhält György Kurtág im Zuge des "Ungarischen Volksaufstandes" einen Pass und nutzte ihn sogleich für einen Studienaufenthalt in Paris, um bei Darius Milhaud und Olivier Messiaen Unterricht zu nehmen. Er lernt die Musik von Pierre Boulez und die Texte von Samuel Beckett kennen. Im Gegensatz zu seinem Freund György Ligeti kehrt er aber von seinen diversen Auslandsaufenthalten - auch ein längerer Aufenthalt in Köln und ein DAAD-Stipendium in Berlin zählen dazu - immer wieder zum Unterrichten nach Budapest zurück.

Und dann explodiert in den 1980er Jahren seine Popularität in Westeuropa. Kurtágs oft extrem kurzen und meist extrem expressiven Stücke erlangen schnell Kultstatus. Das Publikum spricht diesen Stücken ob ihrer Expressivität einen theatralischen Charakter zu. 2018 debütiert dann der 92-jährige György Kurtág mit der Oper "Fin de Partie", beruhend auf Samuel Becketts Theaterstück "Endspiel", als Opernkomponist. Kennengelernt hatte er das Stück im Jahr seiner Uraufführung 1957 in Paris.

Dieses Diagonal "Zur Person György Kurtág" aus Anlass seines 100. Geburtstages folgt den Spuren von Kurtágs Literatur-Begeisterung, seiner Auseinandersetzung mit der Musik seiner Hausgötter Beethoven, Bach, Bartok und Webern, seinem legendären Unterrichten ebenso wie seinen ebenso legendären Transkriptionen von Chorälen von Johann Sebastian Bach für Klavier zu vier Händen, die er besonders gern und häufig mit seiner Frau Marta in Konzerten spielte. Die geographischen Schwerpunkte dieser Sendung liegen in Budapest im BMC, dem "Budapest Music Center", und natürlich in Wien, wo er in der Staatsoper schon mehrmals auf dem Programm stand, sondern vor allem auch seit den allerersten Ausgaben von Wien Modern Kurtágs Popularität rasch wuchs -beteiligt war dabei auch das RSO Wien, oftmals dirigiert von Kurtágs Freund und Landsmann Péter Eötvös.

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Sendereihe

Gestaltung

  • Christian Scheib