Du holde Kunst

Leiden am Vaterland

"Oh, lasst mich nicht ersticken hier" - Philipp Hauß liest Heinrich Heine (170. TT. am 17.02).

Obwohl sich Heinrich Heine 1831 mit Freude ins Pariser Leben warf, blieb er ein genauer Kenner der deutschen Verhältnisse, die ihm Publikationsverbote 1833 in Preußen und 1835 im ganzen Deutschen Bund einbrachten. Er wurde zunehmend zum Vermittler zwischen französischer und deutscher Kultur und damit zu einem Dichter und Publizisten europäischen Formats. Die Verzweiflung an und die Sehnsucht nach Deutschland prägten sein Werk und stehen im Mittelpunkt der Sendung.

Mit seiner "Harzreise" (1826) und seinem "Buch der Lieder" (1827) schuf er zeitlose Publikumserfolge der Romantik, welche er in einzigartig ironischer Leichtfüßigkeit überwand. Mit seiner, als umjubeltes und schnell verbotenes Skandalbuch erschienenen Artikelserie "Französische Zustände" begründete er den feuilletonistischen Journalismus. Heinrich Heine, ein hellwacher, beweglicher Geist, der den Freiheitsideen der Aufklärung ebenso nahestand wie dem Frühsozialismus, opferte seine künstlerische Unabhängigkeit zu keiner Zeit seines bewegten Lebens einer Gesinnungsgenossenschaft, was ihm von Engels über Börne bis Kraus immer wieder zum Vorwurf gemacht wurde. Als intellektueller Außenseiter und antisemitisch Angegriffener erkannte er früh die destruktive Seite des deutschen Nationalismus. Die Platen-Affäre (1829) zerstörte nicht nur die Hoffnung auf eine Professur an der Münchener Universität, sie drängte Heine noch weiter ins gesellschaftliche Abseits. Auch politisch geriet er immer mehr unter Druck. Mit seiner Übersiedlung nach Paris 1831, ein Jahr nach der dortigen Juli-Revolution, die ihn anfangs begeisterte, begann seine äußerst produktive zweite Schaffensphase, in der neben Lyrik auch zahlreiche politische Artikel, Polemiken, Prosawerke, Essays u.v.a. entstanden.

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Heinrich Heine, Sämtliche Gedichte in zeitlicher Folge. Insel Verlag

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