Diagonal

Was tragen Sie? Diagonal über Duftmarken und Nasenspiele

Die Nase hilft zu identifizieren und Gerüche sind Werkzeuge der Distinktion, im Sozialen wie neuerdings auch in der Bildenden Kunst und in der Architektur. Diagonal geht der Nase nach.

Emotional, unmittelbar, flüchtig: Geruchserfahrungen lassen sich nicht elektronisch verschicken, kaum rationalisieren und nur bedingt einfangen. Und doch bleibt, wer bzw. was wie riecht, in der Nase. Denn unsere Erinnerung ist eng an den Geruchssinn gekettet.

Eine gute Nase schützt nicht nur vor Demenz und Depression, sie bestimmt, in wen wir uns verlieben und was wir schmecken. Das Riechen birgt eine magische Kraft, die zu beherrschen und zu manipulieren, Industrien angetreten sind. Seit Jahrhunderten wird mit Riechwasser viel Geld gemacht, mittlerweile mischen Duftroboter und von der KI kreierte Parfums on demand den Markt auf. Das Bedürfnis anziehend, unverwechselbar und im Trend zu sein, macht die Parfumherstellung zu einer (Luxus-)Branche, die die Eitelkeiten aller Generationen bedient, auch die der digital Natives. So profilieren sich die künstlichen wie die natürlichen Düfte als sentimentale Ableger unserer analogen Vergangenheit, aber auch als Nische in der algorithmischen Lebenswelt für die Zukunft. Wer in den sozialen Medien vagabundiert, darf sich an einem teils auffallend virilen Affentheater rund um Duftmarken berauschen.

Räume, Orte und Institutionen lassen sich olfaktorisch erkennen, ob Altersheim, Schulgarderobe oder ÖBB-Lounge. An Duftkerzen, Weichspülern oder teuren Parfums scheiden sich die Geister und die sozialen Klassen. Um dazuzugehören und sich gleichzeitig von anderen abzuheben, dürfen Tiere stinken, Menschen in Gesellschaft nicht.

Für welche Düfte geben Jugendliche Geld aus und warum? Wo steht die Erforschung von Riechstörungen nach der Covid-Pandemie? Auf welche Gerüche der Vergangenheit lässt sich leicht verzichten? Seit wann riechts im Museum? Und was trägt der gut parfümierte Mann von heute?

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