Zeit-Ton
"Mahler recomposed". Matthew Herbert remixt Mahlers Zehnte. Gestaltung: Rainer Elstner
16. Dezember 2010, 23:03
Ob die Krähen über dem Grab von Gustav Mahler, die Geräusche eines Ferkels oder der Lärm in einem Club: Das Material, aus dem Matthew Herbert seine Musik schneidert, ist so unbegrenzt und vielfältig wie das Leben selbst. Zum heurigen Mahler-Jahr ist der englische Musiker und Produzent zu einem Remix von Gustav Mahlers Zehnter Symphonie überredet worden. Herbert hat damit die engen Grenzen, die er sich in seinem "Manifesto" gesetzt hat, überschritten: Werke anderer Musiker sind für ihn als Soundquelle eigentlich Tabu.
Matthew Herbert ist für seine Vielseitigkeit und die Radikalität seiner kompositorischen Konzepte bekannt. Ab Mitte der 1990er Jahre schrieb er mit seinen Sounds an der Geschichte von Electro und House mit. Dann änderte er seine Strategie, nutzte natürliche Klänge als Material für seine Tracks - z. B. im Jahr 2001 die Geräusche des menschlichen Körpers für das Album "Bodily Functions". Ähnlich dem "Dogma 95", das sich dänische Filmregisseure auferlegt haben, hat Herbert schließlich im Jahr 2005 ein Manifest proklamiert, das die Produktionsbedingungen seiner Musik genau festlegt. Darin verbietet er sich vorgefertigte Sounds und Samples. Drum-Computer sind ebenso tabu wie digitale Mimikry akustischer Instrumente und die Musik anderer Komponisten. Hinter jeder Veröffentlichung, die seither erschienen ist, steckt ein klar formuliertes Konzept.
Diese Vorgaben zu brechen, dazu wurde Herbert aus Anlass des Mahler-Jahres überredet. Die Deutsche Grammophon veröffentlichte seine Bearbeitung des ersten Satzes von Mahlers Zehnter Symphonie. Für "Recomposed by Matthew Herbert - Mahler Symphony X" hat er sich mit dem Aufnahmegerät unter anderem an Mahlers Grab in Wien begeben und ebendort das einleitende Bratschen-Solo der Symphonie aufgenommen.
Service
Sendereihe
Gestaltung
- Rainer Elstner
Playlist
Titel: ZTT 101216 Zeit-Ton Matthew Herbert / Elstner
Länge: 55:55 min