Symphoniker mit breitem Opernrepertoire
Eugen Jochum als Operndirigent
Eugen Jochum sah sich als "Medium für die Gedanken der großen Meister". Der vor 20 Jahren verstorbene Musiker ist uns als Dirigent symphonischer Werke ein Begriff. Dennoch hat er auch auf dem Gebiet der Oper interessante Tondokumente hinterlassen.
8. April 2017, 21:58
Jochum über seine Opernprägungen
"Meine musikalische Begabung betrachte ich als ein Geschenk von oben. Ich möchte, dass sie nie Selbstzweck werde, und ich glaube, dass ich die Aufgabe habe zu dienen - Medium zu sein für die Gedanken der großen Meister, die ihrerseits Gedanken des höchsten Wesens aussprechen!"
Diesem Vorsatz ist der 1902 in Babenhausen bei Augsburg geborene Dirigent auch während seines über 60-jährigen Wirkens stets treu geblieben, bis zu seinem Tod vor 20 Jahren, am 26. März 1987 in München. Beethoven, Brahms, Bruckner, Mozart: das waren seine Hausgötter, ganz in der Tradition etwa von Wilhelm Furtwängler, der den jungen Jochum am Beginn seiner Laufbahn auch sehr gefördert hat.
Opernhandwerk gelernt
Dennoch war Jochum keineswegs einseitig, er hat sich ebenso mit der Moderne seiner Zeit beschäftigt, und er hatte darüber hinaus auch ein breites Opernrepertoire, das in seiner Diskographie jedoch nur einen eher bescheidenen Platz einnimmt. In kleinen und mittleren Häusern aber hat er das Opernhandwerk von der Pieke auf erlernt: in Kiel, in Mannheim und Duisburg.
Anfang der 30er Jahre wurde Jochum musikalischer Leiter der "Funkstunde" beim Berliner Rundfunk, dirigierte an der Berliner Städtischen Oper und als Gast auch bereits die Berliner Philharmoniker. 1934 übernahm er als Musikchef die Hamburger Oper und blieb bis nach Kriegsende.
Orchestergründung in München
1949 erhielt er schließlich eine Berufung nach München, also quasi in die Heimat. Er gründete das Sinfonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks, das unter seiner Ägide rasch zu einem weltweit anerkannten Spitzenorchester aufstieg. Nebenbei trat er als Gast an der Münchner Oper in Erscheinung, debütierte rasch auch am Grünen Hügel von Bayreuth und eroberte sich so Schritt für Schritt einen Platz in der ersten Reihe der großen Pultstars seiner Zeit. Unzählige Platteneinspielungen legen Zeugnis ab vom hohen Stellenwert, den sein Name ab Beginn der Nachkriegszeit eingenommen hat.
1961 wurde schließlich Rafael Kubelik Jochums Nachfolger beim Bayerischen Rundfunkorchester, während er sich fortan hauptsächlich als freier Gastdirigent betätigt hat und nur noch zweimal, jeweils für wenige Jahre, eine Chefposition annahm: beim Concertgebouw in Amsterdam und bei den Bamberger Sinfonikern.
Unangefochtener Bruckner-Spezialist
Vor allem als Bruckner-Spezialist wurde Eugen Jochum im letzten Abschnitt seiner Karriere zu einer unangefochtenen Institution. Hier versuchte er weiterzugeben, was er schon ganz am Beginn seiner Laufbahn beim großen österreichischen Bruckner-Apostel Siegmund von Hausegger gelernt hatte und setzte sich auch immer wieder für die Originalfassungen der Brucknerschen Symphonien ein.
Der sogenannten musikalischen Avantgarde in den 60er Jahren stand Jochum hingegen eher skeptisch gegenüber. Das Wort "Kunst" wollte er dieser experimentellen Richtung jedenfalls nicht von vorneherein zugestehen: "Das widerspricht allen meinen Vorstellungen von Musik", meinte er etwa in Richtung Stockhausen und Kagel. "Ich bin im Grunde genommen dafür, dass die Komponisten heute experimentieren, aber es soll doch niemand so tun, als sei das, was man dann als Ergebnis zu hören bekommt, a priori ein großes Kunstwerk." Trotzdem, so Jochum, "sollten wir immer offen bleiben für neuen Wege!"
Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 13. März 2007, 15:06 Uhr
Links
Wikipedia - Eugen Jochum
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks