Sturm und Drang im Kinderzimmer
Pubertät
Teenager haben kein gutes Image. Sie gelten als launisch, unvernünftig und rebellisch. Wissenschaftler, die das Gehirn von Pubertierenden untersuchen, kommen zu dem Schluss: Das "unmögliche" Verhalten ist vorprogrammiert und sogar notwendig.
8. April 2017, 21:58
"Ich erkenne mein Kind nicht wieder", klagen viele Eltern von pubertierenden Halbwüchsigen. Die Schulleistungen sinken, das Kinderzimmer verwandelt sich in ein chaotisches Biotop. Auf einmal sind Partys und Freunde viel wichtiger als Aktivitäten mit der Familie. Alte, "kindliche" Interessen treten in den Hintergrund.
Dafür stehen markige Sprüche und flegelhaftes Auftreten an der Tagesordnung. Gleichzeitig sind Teenager in bestimmten Momenten extrem anlehnungsbedürftig und suchen die Nähe von vertrauten Erwachsenen. Höchstleistungen in Schule und Sport sind genau so normal wie plötzliches Desinteresse.
Der ganz normale Wahnsinn
Waren sie noch als Volksschulkinder bereits frühmorgens putzmunter sind, kommen die meisten pubertierenden Jugendlichen morgens kaum mehr aus den Federn. Klamotten und Haarstyling werden immer wichtiger, während es den Teenagern äußerst schwer fällt, bestimmte Regeln zu befolgen oder "das richtige Maß" zu finden.
Eltern, Lehrer und Erzieher stöhnen über das riskante Verhalten der "unmöglichen" Jugendlichen. Zur Suche nach immer neuen Kicks gehören auch Experimente mit Alkohol und Drogen.
Wissenschaft erklärt Rebellion
Vielleicht mehr als nur ein schwacher Trost für all jene, die sich bei der Erziehung von Pubertierenden hilflos und überfordert fühlen: Die Rebellion der Pubertät ist nicht nur "ganz normal", sondern wird sogar durch Veränderungen im Gehirn ausgelöst.
Dies fanden Wissenschaftler an unterschiedlichen Forschungsstätten (Schwerpunkt USA) im Laufe der letzten Jahre heraus, indem sie die Gehirnentwicklung während des Heranwachsens mit Hilfe von modernen Bildgebenden Verfahren (Magnetresonanztomografie) untersuchten.
So konnten Forscher beispielsweise anhand von Veränderungen in unterschiedlichen Gehirnarealen - zumindest aus biologischer Sichtweise - erklären, warum Teenager zu wagemutigem Verhalten neigen, ihre Eltern in stundenlange Wortgefechte verwickeln oder erst am Ende der Adoleszenz die Fähigkeit entwickeln, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. "Adoleszenz" bezeichnet übrigens jenen Zeitabschnitt, in dem eine Person zwar geschlechtsreif, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift ist.
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- Welche Erklärung hat die Wissenschaft für Stimmungsschwankungen und impulsives Verhalten von Jugendlichen in der Pubertät?
- Wie verändern sich Handeln, Denken und Fühlen im Laufe der Pubertät?
- Welche Veränderungen macht das Teenager-Gehirn durch?
- Welche Auswirkung haben Sexualhormone auf Körper und Gehirn?
- Wie können Familien Teenager in dieser Zeit des Übergangs unterstützen?
Mehr zum Thema Pubertät in der Online-Infomappe
Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 11. Dezember 2006, 14:20 Uhr
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