Neues aus der Edition Alte Musik
Singender Landeshauptmann
Der Grazer Germanist Wernfried Hofmeister edierte die Texte des steirischen Minnesängers und Politikers neu. Eine neue CD im Rahmen der ORF-Edition Alte Musik macht die Tondichtungen nun auch hörbar - besinnliche Musik, die die Seele an der Hand nimmt.
8. April 2017, 21:58
Von 1413 bis 1415 übte der Minnesänger Hugo von Montfort auch das Amt des obersten Repräsentanten der steirischen Stände, nämlich jenes des Landeshauptmannes aus. Erstmals sind nun seine überlieferten Lieder auf Tonträger hörbar: Anlässlich des 650. Geburtstages des Poeten hat der Grazer Germanist Wernfried Hofmeister eine Ersteinspielung seiner Lieder initiiert, die nun über die "Edition Alte Musik" des ORF erhältlich ist.
"Es ist eine meditative, besinnliche Musik, die die Seele an der Hand nimmt", beschreibt Wernfried Hofmeister, Montfort-Spezialist an der Universität Graz, den Charakter der Kompositionen, die lange als unzugänglich gegolten hatten. Wie der Minnesänger in seinem Text 31 verrät, wurden die Melodien von Bürk Mangolt, einem Bregenzer Zeitgenossen Graf Hugos, komponiert, so Hofmeister. Er ist seit mehreren Jahren dem Leben und Wirken des Minnesängers und Politikers auf der Spur und publizierte 2005 eine neue Gesamtedition der Texte Montforts samt Melodien.
CD und DVD
Gesungen werden die Lieder von dem für die Interpretation mittelalterlicher Musikliteratur bekannten Konzertsänger Eberhard Kummer, der sich selbst auf einer Drehleier und einer gotischen Schoßharfe begleitet. Neben den Liedern umfasst die Produktion mit dem Titel "fro welt, ir sint gar hupsch und schon" auch eine DVD über das künstlerische Wirken Eberhard Kummers. Das Begleitheft bietet eine Einführung in das Leben und Werk des Montforters sowie eine philologisch genaue Neuübersetzung der Lieder.
Hugos Leben sei von "tief empfundener Gottesfurcht sowie entsprechend hohen moralischen Ansprüchen an sich und seine Zeit" erfüllt gewesen, so Hofmeister. Aus dem bekannten Bregenzer Hochadelsgeschlecht stammend, führten ihn seine Wege schon 1373 - nach der Heirat mit der steirischen Adeligen Margarethe von Pfannberg in die Steiermark. Der Montforter durchquerte auf dem Rücken seiner Pferde weite Teile Mitteleuropas, um für die Habsburger an Feldzügen teilzunehmen, diplomatisch und als "Manager" tätig zu sein oder seinen ansehnlichen Besitz zu sichern. Nachdem er mit Anna von Neuhaus aus dem steirischen Adelsgeschlecht der Stadecker seine dritte Frau geehelicht hatte, hielt er sich ab 1402 vorzugsweise in der Steiermark auf.