Bauhaus Dessau feiert frisch saniert Geburtstag
Das Bauhaus wird 80
Rechtzeitig zum Jubliäum erstrahlt das zum Weltkulturerbe zählende Bauhaus in Dessau wieder in neuem Glanz. Die Rekonstruktion der bekannten Kunstschule kostete 17 Millionen Euro und vermittelt ganz neue Sichtweisen auf diese Ikone der modernen Architektur.
8. April 2017, 21:58
Aus Schwarz-Weiß wurde wieder Grau-Weiß. Die zubetonierten Fenster sind freigelegt und künstliche Trennwände in den berühmten Räumen beseitigt. Nach zehn Jahren Sanierung sieht das Bauhaus in Dessau fast wieder so aus wie zu seiner Eröffnung vor genau 80 Jahren. 17 Millionen Euro hat die aufwendige Rekonstruktion des UNESCO-Weltkulturerbes insgesamt gekostet.
Auch Bauherr Walter Gropius wäre sicher mit dem Ergebnis zufrieden. "Wir sind der Ästhetik des historischen Bauhauses wieder näher gekommen", sagt der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau, Omar Akbar. Am 1. und 2. Dezember 2006 feiert das Bauhaus das Ende der Sanierung und den 80. Geburtstag in Dessau; mit einem Fest, einer Konferenz unter dem Titel "Moderner Internationalismus - Globale Weltkultur" und der neuen Ausstellung "Ikone der Moderne".
Buchstäblich bewegte Geschichte
1919 hatte der Architekt Walter Gropius (1883-1969) in Weimar eine der ersten Hochschulen für moderne Gestaltung eröffnet: das Staatliche Bauhaus. Künstler, Handwerker und Architekten sollten dort unter einem Dach zu Gestaltern ausgebildet werden. Nur wenige Jahre nach der Gründung musste die Hochschule aus politischen Gründen Weimar verlassen. Als neues Domizil standen Frankfurt am Main, Mannheim und Dessau zur Wahl. Dessau gewann. Gropius entwarf nicht nur das neue Bauhausgebäude, sondern auch sieben Wohnhäuser für sich und die Meister. Auch die Meisterhäuser gehören seit nunmehr zehn Jahren zum Weltkulturerbe.
Das Schulgebäude aus Glas, Beton und Stahl mit dem geradlinigen Bauhaus-Schriftzug an der Seite avancierte zum Symbol der Bauhausidee: die auf Funktionalität gerichtete Einheit von Kunst und Technik. Sie prägte das moderne Industriedesign und die Architektur. Doch nach der Ära Gropius verlor das weltberühmte Gebäude, das schon lange keine Hochschule mehr beherbergt, immer mehr sein ursprüngliches Antlitz.
Immer wieder sind im Lauf der Geschichte Wände übermalt worden. "Die ersten Übermalungen gab es wahrscheinlich schon Ende der 20er Jahre", so Akbar. Viele der großzügigen, hellen Räume wurden geteilt, darunter auch das Direktorenzimmer. Nun ist es wieder im Originalzustand zu sehen. Die Besucher erwartet neben den neuen Einblicken erstmals seit zehn Jahren wieder Museumsruhe statt Baustellenlärm. Sie dürfen das gesamte Gebäude wieder ansehen.
Neue Dokumentation
Die 1994 gegründete Bauhaus-Stiftung pflegt das berühmte Dessauer Gebäude-Ensemble und erfüllt es mit Leben. Bei der Sanierung, in die auch Mittel von EU, Bund, Land und Stadt flossen, trug sie bisher unbekannte Dokumente zusammen. Sie sollen bald gezeigt werden. Ab kommendem Frühjahr soll es im Bauhaus eine ständige Ausstellung über das noch immer modern wirkende Gebäude und seine Künstler - etwa Paul Klee, Wassily Kandinsky und Lyonel Feininger - geben. Unter den 22.000 Exemplaren sind rund 80 Jahre alte Briefe, Architekturzeichnungen, Kunstwerke, Mobiliar und Fotos.
"Wir glauben, dass die Besucherzahlen mit dem Abschluss der Sanierung erheblich steigen werden", sagt Akbar. Nach Auffassung des Direktors hat die Aufnahme des Bauhauses in die Weltkulturerbeliste und die behutsame Sanierung seine nationale und internationale Bedeutung erhöht. Schon in den vergangenen Jahren kamen viele Amerikaner, Japaner und Europäer in die ansonsten eher unbedeutende Stadt Dessau, um dort auf den Spuren von Walter Gropius zu wandeln.
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Bauhaus Dessau