Ein roter Ziegelstein
Georg Danzer
Soeben ist Georg Danzers neues Album "Träumer" erschienen, auf der ungewöhnlich nachdenkliche Töne zu hören sind. An einem Herbsttag 2003 hat er vom Strand auf Mallorca einen kleinen roten Ziegelstein mitgenommen, als Faustpfand für eine Rückkehr.
8. April 2017, 21:58
"Es ist kein Schlussstein wie bei 'Kafka am Strand'."
"Mein Geburtstag ist am 7. Oktober. 1946 war sozusagen die Premiere", erzählt Georg Danzer. "So ein Geburtstag hängt einem das ganze Leben nach, das ist wie ein fixer Beruf, das wird man nicht mehr los."
Der Miterfinder des Austro-Pop, der Liedermacher und Buchautor Danzer ist, so scheint's, in ein Alter gekommen, wo Gelassenheit ins Getriebe des Alltags einkehrt, in dem Abschied vom leidigen Streben nach Jugend genommen wird und kleine Dinge oft mehr zählen als die großen Erfolge.
"Interessant, dass man das so sehen kann: Dass materielle Dinge prinzipiell unbelebt sein müssen. Das Trichtergrammophon meiner Mutter war für mich etwas äußert Beliebtes", so Danzer.
"Aber wenn ich einen Stein auflese am Strand, dann ist der natürlich unbelebte Materie. Mit Esoteriken würde man vermutlich darüber streiten können. Tatsache ist, er atmet nicht und scheint auch keine Seele zu haben."
"Er liegt gut in der Hand", beschreibt Danzer sein Fundstück. "Es ist eigentlich kein Stein, sondern etwas, was im Laufe eines oder mehrerer Jahre dadurch entstanden ist, dass es in der Brandung geschliffen wurde. Vermutlich war es einmal das Bruchstück eines ganz normalen Ziegelsteins, der sich dann zu einer nierenförmigen kinderfaustgroßen Form abgeschliffen hat, die jetzt fast die Konsistenz von Lava hat."
Hör-Tipp
Leporello, Freitag, 6. Oktober 2006, 7:52 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonnentInnen können die Sendereihe "Leporello" vom Montag, 2. Oktober bis Freitag, 6. Oktober 2006, 7:52 Uhr gesammelt jeweils am Freitag nach Ende der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
CD-Tipp
Georg Danzer, "Träumer", Koch (Universal) B000ILZ3KI
Link
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