"Testbild" für die Staatsoper

8. April 2017, 21:58

Zum neunten Mal ist der Eiserne Vorhang der Wiener Staatsoper von einer berühmten Künstlerpersönlichkeit neu gestaltet worden. Am 4. September 2006 haben Staatsopern-Direktor Ioan Holender und der Sponsor des Vorhangs, Frank Stronach, das neue Kunstobjekt öffentlich präsentiert. "Man wird sicher wieder sagen, das Bild vom letzten Jahr war viel schöner", meinte Holender. "Das hat man aber bisher noch jedes Jahr gesagt."

Hoffnung auf eine Zukunft ohne Angst

Der in Buenos Aires geborene, in Thailand aufgewachsene und nun in New York und Berlin lebende Künstler Rirkrit Tiravanija designte den tonnenschweren Feuerschutzwall in den Farben eines Fernseh-Testbilds und ließ sich den für die Aufschrift von Rainer Werner Fassbinders Film "Angst essen Seele auf" (1974) - die Beziehung zwischen einer alternden Putzfrau und einem marokkanischen Gastarbeiter - inspirieren. Die Demütigungen und Grausamkeiten und die Hoffnung auf eine Zukunft ohne Angst, die soziale Außenseiter erleiden, hat Rirkrit Tiravanija in diesen einen Satz gepackt.

museum in progress
Im vergangenen Jahr hatte die Österreicherin Maria Lassnig für die Gestaltung des 176 Quadratmeter großen Vorhangs verantwortlich gezeichnet. Seit der Saison 1998/99 waren von der Initiative museum in progress unter anderem Kara Walker, Matthew Barney oder Richard Hamilton für die Aufgabe engagiert worden.

Das Großbild wird jeweils mit einer Magnetkonstruktion auf den Eisernen Vorhang gespannt und verdeckt damit das denkmalgeschützte Orpheus- und Eurydike-Motiv aus dem Jahr 1955 von Rudolf Eisenmenger, der wegen seiner Leitung des Wiener Künstlerhauses zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft umstritten ist.