Auswirkungen der Landwirtschaft auf Vogelbestand

Vogelsterben

Eine von acht Vogelarten ist weltweit gefährdet. Das ist zwar im Verhältnis weniger als bei anderen Tierarten, dennoch sieht die Zukunft düster aus. Die Vogelhabitate werden vor allem durch die Landwirtschaft gefährdet, und die nimmt weltweit zu.

60 Prozent des Lebensraumes für Vögel gehen im internationalen Durchschnitt durch die Landwirtschaft verloren. In Teilen Europas begann der Niedergang von Vogelpopulationen in den 1970er Jahren, nach massiver Intensivierung der Landwirtschaft. Doch die Öffentlichkeit und Politik hat das erst in den 90er Jahren zur Kenntnis genommen.

Da war es, so die Ökologin beim British Trust für Ornitologie Juliet Vickery, für manche Arten fast zu spät. Sie hat festgestellt, dass in Großbritannien die Anzahl einiger Ackervögel, die sonst in einem agrarischen Umfeld bestens gedeihen, um 80 bis 90 Prozent zurückgegangen ist.

Landwirtschaftliche Auswirkungen

Die größten Auswirkungen hatte in der Landwirtschaft der Wechsel von Sommer- zu Wintergetreide. Damit steigerten Bauern zwar ihren Ertrag, doch für die Vögel gehen Nahrung und Lebensraum verloren. Wenn im Frühling ausgesät wird, erlaubt das den Lerchen, die in Feldern nisten, eine zweite Brutzeit, die für den Bestand der Art notwendig ist.

Wintergetreide hingegen steht im späten Frühjahr zu hoch und zu dicht, um sich für Nistplätze zu eignen. Wissenschaftler machten in Zusammenarbeit mit Bauern Experimente auf vier mal vier Meter großen Ackerflächen, wobei das gewachsene Getreide gerade so abgeschnitten wird, dass die langen Halmstoppeln für die Lerchen noch einen passenden Lebensraum abgeben.

Dadurch geht dem Bauern nur wenig Ertrag verloren, die Vögel gewinnen jedoch eine zweite Brutzeit. Die Experimente waren ein voller Erfolg. Juliet Vickery hofft, dass manche Bauern diese Methode vielleicht schon heuer bei größeren Flächen anwenden.

Wenn die Landwirtschaft zu intensiv ist

Nicht ohne Grund, so die an der englischen Universität von York forschende Portugiesin Aldina Franco, waren die Wissenschaftler in Großbritannien unter den ersten, die Alarm schlugen. Denn in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland wurde Landwirtschaft seht intensiv betrieben.

"Das führte dazu, dass sich in den nördlichen europäischen Ländern keine sehr große Artenvielfalt erhalten hat. In Italien, Spanien und Portugal gibt es dagegen noch eine recht große Artenvielfalt", sagt Franco.

Die Artenvielfalt in Südeuropa ist jedoch nur oberflächlich gesehen intakt. Aldina Franco hat sich zuletzt auf Landschaften konzentriert, die sie "Pseudosteppe" nennt.

Pseudosteppen

Im Gegensatz zur natürlichen, etwa mongolischen Steppe sind die europäischen Pendants in Spanien und Portugal durch Landnutzung des Menschen entstanden. In diesen Gegenden leben jedoch viele einzigartige Vögel. Die Region Castro Verde in Portugal ist ein beliebtes Ziel für Vogelbeobachter.

Veränderungen in der Landwirtschaft führten dazu, dass die ehemals sehr zahlreichen Rötelfalken auszusterben drohten. Einer der Gründe: die ansonsten sporadisch bebauten Felder wurden in Fichten- und Sonnenblumenplantagen umgewandelt.

Die Rettung der Rötelfalken von Castro Verde ist EU-Projekten zu verdanken, in deren Rahmen 1.800 Hektar Land gekauft wurden. Zu den Artenschutzmaßnahmen zählten die Errichtung von Türmen mit Löchern für den Nestbau. Die Maßnahmen griffen schon bald. In Frankreich erholte sich der Bestand von sechs auf 50, in Portugal von 150 auf 450 Pärchen.

Hör-Tipp
Dimensionen, Mittwoch, 12. Juli 2006, 19:05 Uhr

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