Palast mit allen Finessen
Der Livadija-Palast bei Jalta
Die bei Jalta gelegene frühere Zarenresidenz erlangte weltgeschichtliche Bedeutung, als sich hier im Februar 1945 die "Großen Drei" Churchill, Roosevelt und Stalin zur "Konferenz von Jalta" trafen. Heute ist das Palastgebäude ein Museum.
8. April 2017, 21:58
Der Livadija-Palast wurde in nur 17 Monaten Bauzeit errichtet. Im Jänner 1910 wurde ein sehr viel kleineres Palais abgerissen, in dem der Vorgänger und Vater des Zaren Nikolaj II., Alexander III., am 1. November 1894 gestorben war.
Unter der Leitung des Architekten Krasnow aus Jalta wurde der neue Palast mit einer Fläche von etwa 1000 Quadratmetern im Stil der italienischen Renaissance errichtet. Am 10. März 1910 war festlicher Baubeginn. Der Neubau wurde mit allen damaligen technischen Errungenschaften und Annehmlichkeiten ausgestattet, u. a. gab es einen Lift, Telefon, Fließwasser (warm und kalt) sowie elektrisches Licht.
Name mit griechischem Ursprung
Der Name "Livadija" bedeutet auf Altgriechisch in etwa "Eingang ins Paradies". Die Krim war wegen des milden Klimas schon seit dem 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung besiedelt, darunter von Griechen. An der Stelle des späteren Palastes befand sich im Mittelalter eine Siedlung mit einer Kathedrale.
Im Jahr 1835 wurde die kleine tatarische Siedlung an diesem Ort in "Livadija" umbenannt und für den polnischen Adeligen Lew Potizkij ein Herrenhaus mit großzügiger Parkanlage und mehreren Wirtschaftshöfen angelegt. 1861 wurde daraus die Sommerresidenz der Zarenfamilie, zu der etwa 300 Hektar Land gehörten.
Vorbereitung der Jalta-Konferenz
Winston Churchill, der Premierminister Großbritanniens und Leiter der britischen Delegation, schreibt in seinen Memoiren, für die Vorbereitungen seien über 1.000 Mann eingesetzt und Mobiliar sowie Verpflegung aus Moskau auf die Krim transportiert worden.
Die Halbinsel war von den Deutschen besetzt gewesen und nach deren Abzug hatte man die beschädigten Bauten eilends in Stand gesetzt. Trotzdem wurden die weniger hochrangigen Delegationsmitglieder beengt untergebracht: Fünf bis sechs Personen, auch Offiziere, hätten in einem Zimmer geschlafen, aber niemand habe sich etwas daraus gemacht, schreibt Churchill.
Während die sowjetischen und britischen Delegationen in umliegenden Palais einquartiert waren, überließ man dem US-Präsidenten drei Räume im Erdgeschoß des Livadija-Palastes, um ihm die Anwesenheit möglichst bequem zu machen. Präsident Roosevelt war bereits todkrank und hat die Konferenz nur um zwei Monate überlebt. Die Räume, in denen Roosevelt residierte, sind heute ebenso zu besichtigen wie die Säle, in denen die Sitzungen der Konferenz stattfanden.
Konferenzen auch heute
Nach der Konferenz von Jalta wurde der Livadija-Palast wieder zu dem Sanatorium, in das er nach der Oktoberrevolution gemäß einem Dekret von Lenin verwandelt worden war. 1974 wurde er zum Museum erklärt. Direktorin Ludmilla Federowna Kovaleva ist stolz darauf, dass weiterhin Konferenzen im Livadija-Palast stattfinden. Sie führt Minister der USA und Vertreter der UNESCO an, aber auch Solana und sogar Berlusconi hätten hier schon konferiert. Und ebenso hätten auch die GUS-Staaten Konferenzen abgehalten, sogar Putin sei schon hier gewesen.
Im Obergeschoß des Palastes sind die Gemächer der Zarenfamilie zu besichtigen, zum Teil noch mit der originalen Einrichtung. Die Zarenfamilie hielt sich freilich nur vier Mal im Livadija-Palast auf, erstmals bei der Einweihung und letztmals im Frühling 1914. Dann kam der Erste Weltkrieg, und 1918 wurde die gesamte Zarenfamilie in Jekaterinburg erschossen.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 25. Juni 2006, 10:06 Uhr
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