Mit der Fähre über den Polarkreis

Kystriksveien

Die Reichsstraße 17, auch "Kystriksveien" genannt, weil sie unmittelbar an der Küste entlangführt, wurde offiziell zur "schönsten Straße Norwegens" erklärt. Sie beginnt nördlich von Trondheim und endet knapp vor der Hafenstadt Bodö.

Die Reichsstraße 17, auch "Kystriksveien" genannt, beginnt nördlich von Trondheim, führt über den Polarkreis und endet kurz vor der Hafenstadt Bodö. Sie führt meist unmittelbar an der von Fjorden zerklüfteten Küste entlang, was zur Folge hat, dass häufig eine Fähre benutzt werden muss.

Auch der Polarkreis wird per Fähre überquert. Es handelt sich um das größte aller Fährschiffe, die auf der Reichsstraße 17 im Einsatz sind. Das Schiff wurde 1991 gebaut und bietet 299 Passagieren und 70 Autos Platz. Dennoch, so sagt der Dienst habende Offizier, der oben auf der hochmodernen Brücke in der Nebensaison eine ruhige Kugel schiebt, müssen im Sommer oft Passagiere zurückbleiben, weil das Schiff nicht alle Reisewilligen fassen kann. Im Winterhalbjahr, wenn die Fähre nur alle zwei Stunden fährt, komme es hingegen vor, dass die Abfahrt um bis zu 15 Minuten verschoben werde, wenn ein Autofahrer per Anruf kundgebe, dass er es nicht mehr schaffen könne.

Fotografierwut im Sommer

Während eine Tonbandstimme im Bordlautsprecher durchsagt, dass genau jetzt der Polarkreis überquert werde, erzählt uns der Offizier, dass im Sommer alle Touristen auf die eine Seite des Schiffes drängen, um das am Ufer aufgestellte Polarkreisdenkmal zu fotografieren. Wäre das Schiff kleiner, würde es Schlagseite kriegen und untergehen, meint er schmunzelnd. Die See sei hier etwa 150 Meter tief, die steilen Felswände setzen sich auch unter Wasser fort, und im Winter sei der Wind manchmal so stark, dass das Fährschiff nicht vom Pier ablegen könne.

Großartige Landschaften
Die Küstenstraße bietet immer wieder großartige An- und Ausblicke. Zu den bemerkenswertesten gehört der Svartisen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens, dessen Eiszunge von den Bergen bis zum Meeresspiegel reicht.

Petter Dass, der bekannteste Dichter von Helgeland

Die Reichsstraße 17 passiert u. a. den Gebirgszug der "Sieben Schwestern" mit seinen sieben Gipfeln. In einer kleinen Bucht am Fuß des Gebirges liegt der Weiler Alstahaug, wo bis zu seinem Tod im Jahr 1707 der Dichter und Pfarrer Petter Dass lebte. Er war protestantischer Priester, durfte also heiraten, hatte aber auch ein uneheliches Kind und musste das dem König in Kopenhagen beichten (Norwegen gehörte damals noch zu Dänemark). "Eine peinliche Angelegenheit", berichtet Ivar Roger Hansen, Kustos des kleinen Petter-Dass-Museums in Alstahaug, das im ehemaligen Pfarrhof untergebracht ist. Bis 1804 war er sogar Bischofssitz.

Petter Dass pries in seinen zahlreichen Gedichten und Liedern den schwierigen Überlebenskampf der Menschen in dieser grandiosen, aber entlegenen Landschaft.

Der größte Mahlstrom der Welt

In Saltstraumen, unweit von Bodö, befindet sich der größte Mahlstrom der Welt. 400 Millionen Kubikmeter Wasser werden alle sechs Stunden beim Gezeitenwechsel durch die Meerenge gepresst. Ein Naturschauspiel, das seit jeher die Menschen angezogen hat, auch deshalb, weil das Wasser hier sehr nährstoff- und daher fischreich ist. Das wissen auch die Seeadler, und so gibt es in Saltstraumen die dichteste Seeadlerpopulation weltweit.

Ein passionierter Privatsammler

Seit 1978 führt eine Brücke über den Mahlstrom, vorher musste man mit einer Fähre Vorlieb nehmen. Kare Höyskar war nicht nur der letzte Kapitän dieses Fährschiffs, er ist auch ein passionierter Sammler von Alltagsgegenständen. In einem geräumigen, über 300 Jahre alten Holzhaus hat er alle Zimmer wie anno dazumal eingerichtet. Tausende Dinge einer untergegangnen Welt hat er in Jahrzehnten zusammengetragen, ohne Anspruch auf Öffentlichkeit. Nur ausgesuchten Leuten zeigt er seine Sammlung.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 28. Mai 2006, 10:06 Uhr

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