Nach 32 Jahren wieder bei einer WM dabei

Australien

Am 9. Juni beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Einen Monat lang wird "König Fußball" das dominierende Thema in den Medien und der Gesellschaft sein. Bis dahin stellt Ihnen oe1.ORF.at die 32 teilnehmenden Nationen vor.

Australien ist ein Land der Extreme und ein Kontinent der Gegensätze: moderne Städte und unberührte Wildnis, blaue Berge und blaues Meer, grüne Inseln und grüner Regenwald, rote Steppen und rote Weinreben. Ein Dorado für Taucher und Segler, abenteuerlustige Wanderer und Wellenreiter.

Aber auch jenseits der touristischen Klischees hat Australien vieles zu bieten. Sydney, Melbourne oder Perth zählen heute zu den attraktivsten Städten der Welt. Die politischen Verhältnisse könnten kaum stabiler sein. Die selbstbewusste Nation gibt sich nach allen Seiten offen.

Nicht nur auf den Geldmünzen zeigen sich ihre britischen Wurzeln. Mit den USA pflegt die Regierung in Canberra eine vertrauensvolle Beziehung. Aber zugleich orientieren sich die Australier außenpolitisch immer stärker zu ihren asiatisch-pazifischen Nachbarn hin, vor allem zu den wichtigen Handelspartnern Japan und China. Australiens Gesundheitssystem funktioniert bestens, die Universitäten genießen einen guten Ruf, die Wirtschaft wächst. Einwanderer wissen, warum sie kommen.

Doch das Land und der Kontinent sind unersättlich. 5,5 Millionen Touristen pro Jahr hält man für viel zu wenig. Mit unverhohlenem Neid blickt man auf jene Paradiese, die von Europa aus vor "Down Under" liegen: die Inselwelt Indonesiens, Indien mit seiner reichen Kultur, Thailand mit seinen Tempeln und Stränden. Sie kosten, davon ist man überzeugt, jede Menge Besucher.

"Where the bloody hell are you?" - Wo, zum Teufel, seid ihr? - lautet deshalb die absichtsvoll derb und aggressiv formulierte Frage, die im Zentrum einer neuen Werbekampagne steht. Weit über hundert Millionen Euro will man dafür ausgeben. Skeptiker im Land selbst fragen sich, ob die Aktion nicht das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkt.

In den benachbarten Regionen rümpft man naturgemäß die Nase. Im empfindlichen Singapur hält man die Fernsehspots für einen Verstoß gegen den guten Geschmack, in Neuseeland spottet man amüsiert über den plumpen Auftritt der Australier. Die Devise der Tourismusstrategen aber lautet: Wenn man die Klischees, die sich mit Australien verbinden, schon nicht ändern kann, muss man sich zu ihnen bekennen. Barbecue, Haie und Kängurus seien nun einmal Teil der australischen Folklore - und eine gewisse Direktheit Teil des australischen Charakters.

"Where the bloody hell are you?": Das konnten zumindest australische Fußballfans in den vergangenen drei Jahrzehnten ihre Nationalkicker mit Recht fragen. Seit 1974 waren sie bei keiner WM mehr dabei. Jetzt kommen die "socceroos" - benannt nach den "kangaroos" - wieder, angeführt von ihrem holländischen Trainer Guus Hiddink, der schon 2002, damals für Korea, Wunder vollbrachte.

Im Schatten der Hauptsportarten Kricket und Rugby ist Fußball durchaus im Aufwind. Und aufgepasst! Australien treibt bereits jetzt seine Kandidatur als Ausrichter der Fußball-WM 2014 mächtig voran.

Dieser Text entstammt einer Kooperation mit "Anstoss", der Zeitschrift des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006; ein Projekt von André Heller.

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