Was aus der Sekretärin wurde
Vom Tippfräulein zur Office-Managerin
Mit einem veränderten Arbeitsbild ist auch die Berufsbezeichnung Sekretärin weitgehend verschwunden. Mit den nun erforderlichen Management- und EDV-Fähigkeiten wandelten sich auch die Begriffe von der "Tippse" zur "Assistentin der Geschäftsleitung".
8. April 2017, 21:58
Mädchen für alles
Noch vor einigen Jahrzehnten reichten Steno- und Maschinschreibkenntnisse, um den Büroalltag zu bewältigen. Sätze wie "Fräulein Müller zum Diktat" fallen heute nur mehr in Spielfilmen. Im realen Büroalltag ist eine gute Sekretärin weniger Schreibkraft als die Managerin ihrer Chefin oder ihres Chefs - und der Begriff Sekretärin reicht schon lang nicht mehr aus, um die neuen Aufgabenbereiche zu beschreiben.
Der Begriff Sekretärin ist heute nicht gut behaftet. Zu sehr wird der Begriff mit der Tätigkeit einer Schreibkraft assoziiert. Wer heute Karriere im Büro macht, darf sich Assistentin der Geschäftsleitung, Office Manager oder Executive Management Assistant nennen. Mit der Berufsbezeichnung hat sich auch der Tätigkeitsbereich gewandelt. Statt Stenokenntnissen werden EDV-Erfahrung und Fremdsprachen vorausgesetzt. Statt dem Tippen nach Diktat werden Online-Konferenzen organisiert und Mitarbeitergespräche geführt.
Das Ende von Stenografie
Die Büroarbeit selbst hat sich rasant gewandelt. Statt mit Kohlepapier und Tipp-ex hantiert die Bürokraft heute mit modernster Kommunikationstechnologie. Stenografie wurde an den Handels- und Berufsschulen schon vor einigen Jahren zu Gunsten neuer Technologien aus dem Unterricht verbannt.
Word, Outlook, Excel, PowerPoint, der Umgang mit den gängigen Computerprogrammen wird heute erwartet. Als "Teamassistentin" ist die Bürokraft oft auch mehreren Vorgesetzten unterstellt.
Frauenwelt?
Seit rund einhundert Jahren ist die Büroarbeit "weiblich". Die Kontore und Büros des 19. Jahrhunderts waren zunächst reine Männerwelten gewesen. Mit der Mechanisierung vieler Bürotätigkeiten zogen immer mehr Frauen in die Verwaltung ein, hauptsächlich als "Tippfräulein" an der Schreibmaschine oder als Telefonistin.
Fünfzig Jahre später eroberte die "Sekretärin" die Chefetagen, allerdings kam sie nur in den Vorzimmern zu sitzen. Als Privat- und Direktionssekretärin war sie nicht nur für den Schriftverkehr verantwortlich, sondern gleichzeitig die Assistentin ihres Chefs.
Die strenge Geschlechterhierarchie im Büro ist bis heute aufrecht. Nach wie vor wünschen sich die meisten Vorgesetzten Frauen im Vorzimmer. Aber auch umgekehrt gibt es seitens der Männer kaum Bereitschaft, Assistenzfunktionen im Büro anzunehmen.
Hör-Tipp
Moment, Donnerstag, 27. April 2006, 17:09 Uhr
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