Fisch ist gesund, aber...

Nachhaltige Fischzucht

Wer sich gesund ernährt und gerne Fisch isst steht vor einem Dilemma: Die Wildbestände der Meere sind durch Überfischung bedroht, für Zuchtanlagen werden Küstenlandschaften zerstört. Ist Fischessen zwar gesund aber ökologisch nicht verträglich?

Fisch gilt als gesundes Nahrungsmittel. Er enthält alle lebenswichtigen Aminosäuren und ist reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, von denen die Omega-3-Fettsäuren als besonders gesund für Herz und Kreislauf gelten.

In Ländern mit reichhaltigem Nahrungsangebot wird magerer Fisch als gesunde Alternative empfohlen, in ärmeren Ländern ist Fisch ein wichtiger Eiweißlieferant. Rund 16 Kilo Fisch werden im weltweiten Durchschnitt pro Kopf und Jahr verzehrt, was Ernährungsphysiologen freuen könnte.

Die Kehrseite der Medaille

Der Fischkonsum hat aber auch eine Schattenseite: Nach Jahren und Jahrzehnten hemmungsloser Überfischung sind die Bestände besonders begehrter Arten in verschiedenen Meeresregionen drastisch zurückgegangen und würden sich selbst bei sofortiger Einstellung des Fischfangs nicht mehr so schnell erholen.

Der einzige Ausweg, die Versorgung mit Fisch zu garantieren, ist eine Intensivierung der Aquakultur. Ein Drittel der weltweiten Fischproduktion stammt bereits aus Zuchtanlagen, doch Fische zu züchten ist weder einfach noch ökologisch unbedenklich.

Fischfarmen

Vor vielen Jahren war die intensive Lachszucht in den Fjorden Norwegens und Kanadas in Verruf geraten, weil der Boden unter den Käfigen unter einer dicken Kotschicht und Futterresten erstickte.

Wie bei jeder Massentierhaltung breiteten sich Krankheiten rasch aus und bedrohten auch die Wildbestände. Der massive Einsatz von Medikamenten förderte die Bildung resistenter Bakterienstämme und schadet anderen Meereslebewesen. In Norwegen hat man mittlerweile aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Durch Impfungen und bessere Standortwahl ist die Lachszucht heute umweltverträglicher.

Ohne Rücksicht auf die Umwelt

Problematisch sind aber immer noch die Aquakulturen in Indien, Bangladesch, Indonesien und auf den Philippinen. Für die Züchtung von Riesengarnelen werden Mangrovenwälder zerstört und die Küstenregionen mit Chemikalien verseucht. Wo Medikamente in großen Mengen eingesetzt werden, landen sie unweigerlich auch im Fleisch der gezüchteten Tiere.

Zu all diesen Problemen kommt ein weiteres: Bei den Konsumenten besonders begehrt sind Raubfische, die hochwertiges Eiweiß fressen müssen, um rasch zu wachsen. Dieses Eiweiß in Form von Fischmehl stammt aus so genanntem Trash-Fisch - also Kleinfischen, die in riesigen Mengen aus dem Meer geholt werden.

Da ein Fisch etwa das Vierfache seines Gewichtes fressen muss, bis er die marktgerechte Größe erreicht hat, ist die Intensivierung der Fischzucht in Aquakulturen keine Lösung, sondern eine Verschiebung des Problems.

Neue Lösungen gesucht

Einige Ansätze dafür gibt es bereits: Im Golf von Mexiko werden Offshore-Aquakulturen getestet, die die Küstenregionen entlasten.

In Kiel an der Ostsee laufen auf dem Forschungsgelände der Firma Ecomares erstmals Versuche mit Zuchtbecken mit geschlossenen Wasserkreisläufen. Wie in der Landwirtschaft wird die gegenseitige positive Wirkung verschiedener Organismen auf Wachstum und Gesundheit genützt. Als Ersatz für das Fischmehl könnten Sojabohnen dienen.

Die Suche nach nachhaltigen Methoden der Fischzucht ist eine große Herausforderung. Denn neben der ökologischen Verträglichkeit müssen immer auch die Kosten der Produktion im Auge behalten werden.

Hör-Tipp
Dimensionen, Donnerstag, 13. April 2006, 19:05 Uhr

Download-Tipp
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Buch-Tipp
Birgit Pelzer-Reith, "Sex & Lachs & Kabeljau. Das Buch vom Fisch", Marebuchverlag, ISBN 3936384347

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