Der geniale Ausnahmemusiker Andrew Bird
Geheimnisvoller Eierproduzent
"Live sei er "einfach unglaublich, merkt ein Kritiker an. Er bestreitet seine Show im Alleingang, mit Violine, Gitarre, Glockenspiel, Stimme - und Sampler. Dass Birds Lieder auch in den Studioversionen großartig sind, ist in den "Spielräumen Spezial" zu hören.
8. April 2017, 21:58
Andrew Birds One-Man-Show (Ausschnitt)
Er wurde mit Beck Hansen und Itzhak Perlman verglichen. Doch anders als die Ikone der Slacker-Bewegung, der spätestens seit der Single "Loser" weltberühmte Beck, wird Andrew Bird nicht weltweit auf Händen aus Verkaufszahlen getragen. Und anders als einer der bekanntesten Geiger des 20. Jahrhunderts, als Itzhak Perlman, ist Andrew Bird ein genialer Songschreiber.
First Song
Musik-Lyrics lassen sich nicht übersetzen, ohne ihre - allfällige - Poesie zu verlieren. Im besten Fall gelingt es, in der Übersetzung glaubwürdige Konnotationen zu entwerfen. Aber die Welt sieht auf Deutsch immer anders aus, als in Englisch.
"Es war Dämmerung in Illinois; in seinem "First Song, der ganz und gar nicht sein erster Song war, entwirft Andrew Bird ein Szenario erster Kontakte. Ein kleiner Bub erkennt im Quaken der Frösche Musik. Hinzu kommen zwei weitere Präpubertäre mit ihren Getreidehalm-Geigen, und gemeinsam erfahren sie eine Ahnung dessen, was Musik ist, oder sein kann: das Eröffnen von - ungeahnten - Möglichkeiten. Und seien es naive Bilder, die aufspringen, von simplen Halmen angestachelt.
Vornehme Distanz, das ist eines von Andrew Birds Mitteln, seinen Bildern jene Dreidimensionalität zu geben, vor welcher sich nicht wenige Liedermacher fürchten oder drücken - weil sie nicht über das Sprachgefühl verfügen, das Andrew Bird auszeichnet.
Haunting, pastoral, magical
Andrew Bird wurde 1973 in Chicago geboren. Bereits mit vier Jahren begann er, klassische Violine zu lernen - zehn Stunden am Tag. Anfang 20 gründete er dann seine erste Band mit dem Namen "Andrew Birds Bowl of Fire, mit der er drei Alben aufgenommen hat, irgendwo zwischen Jazz, Folk und balladesken Gipsy-Nummern.
2003 kommt sein erstes eigenes Album heraus: "Weather Systems. Die Kritiker sind aus dem Häuschen: "haunting, pastoral, magical. Intelligent übereinander gelegte Texturen, die Lyrics: existenziell. Und erst seine Auftritte!
Live "einfach unglaublich"
Bewaffnet mit einer Violine, einer E-Gitarre, einem Glockenspiel und einem Sampler bestreitet Andrew Bird seine Konzerte im Alleingang. Er nimmt vier oder acht Takte mit der Geige auf seinem Sampler auf, spielt das Aufgenommene sogleich ab, nimmt auf die selbe Weise eine zweite, eine dritte Spur auf und hat nun eine ostinate Basis für seinen Song, der jetzt nur noch die Gitarre braucht und ein Glockenspiel und den Gesang und ein paar Violin-Soli.
Der Ausnahmemusiker ist nicht der große Gesellschaftskritiker vor dem Herrn. Er bewegt sich immer in Distanz zum Objekt, musikalisch wie poetisch, so dass man gelegentlich meinen möchte, er nimmt sich selbst auf die Schaufel, so verspielt umkreist er den Kern. "We are keeping busy, we are bleeding stones - with our machinations and our palindromes. Geschäftig und mit blutenden Steinen zu vergleichen, findet Bird: "Das sind wir, mit unseren Intrigen und unseren Palindromen wollen wir nichts weniger, als jene, vielleicht innere, Stimmer hören, die uns sagt, dass wir letztlich allein sind - 'Anything but hear a voice that says were basically alone'.
Ende April kommt Andrew Bird nach Europa.
Hör-Tipp
Spielräume Spezial, Sonntag, 12. März 2006, 17:05 Uhr
CD-Tipp
Andrew Bird, "Weather Systems", 2003, Fargo Records
Andrew Bird, "Andrew Bird and the mysterious Production of Eggs", 2005, Fargo Records
Link
Andrew Bird