Oft unbeachtete Erkrankung

Leben ohne Gluten

Jeder 133. in den USA leidet an einer chronischen Erkrankung namens Zöliakie. Doch nicht nur in Amerika ist Zöliakie für viele eine lebensbegleitende Tatsache. Die einzige Behandlung ist konsequenter Verzicht auf das Klebereiweiß Gluten.

Zöliakie bleibt ein Leben lang

Herkömmliche Backwaren wie Brot, Gebäck und Kuchen sind für den Verdauungsbereich, vor allem für den Dünndarm von Zöliakiepatienten unverträglich. Der Grund liegt im Klebereiweiß Gluten, bestehend aus den Bestandteilen Gliadin und Glutenin.

Erschwerte Früherkennung

Bei Babies ist es deshalb erst ab dem Zeitpunkt des Abstillens möglich eine Diagnose zu stellen. Für betroffene Eltern ist es schwierig, wenn den Kinderärzten die Symptome nicht gleich auffallen.

Ein Diagnose-Spektrum von "Zahnen" bis zum "Durchfallvirus" und damit verbunden monatelange Torturen können die Folge sein, bevor Zöliakie erkannt wird. Fiel die Krankheit erst im Erwachsenenalter auf, nannte man sie mit dem heute unüblichen Namen Sprue, was "Spruh" ausgesprochen wurde.

Schädigung des Darmes

In den letzten Jahren widmen sich nicht nur Ärzte, sondern auch Diätfachleute und Nahrungsmittelexperten häufiger dieser Gluten-Unverträglichkeit.

Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer, und auch die wiederentdeckten alten Getreidesorten Grünkern, Einkorn, Emmer und Kamut können nicht verdaut werden. Im Gegenteil, sie schädigen die Dünndarm- Schleimhaut. Das betrifft vor allem die vermahlenen Produkte wie Gries und Mehl. Diese Unverträglichkeit äußert sich in Durchfällen, Fettstühlen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen und ernsthaften Folge-Erkrankungen. Oftmals wird über viele Jahre recht und schlecht damit gelebt.

Keine Getreideprodukte

An Zöliakie erkrankt zu sein, bedeutet daher, ausschließlich Mehl aus Reis, Mais, Buchweizen oder Eßkastanien zu sich zu nehmen, auch Hirse ist glutenfrei - doch werden alle diese Getreidesorten zumindest hier in der westlichen Welt traditionell nicht oder selten zu Mehl verarbeitet. Der Einkauf in Reformhäusern, Drogerien und Gesundheitsläden war und ist für viele der teure Ausweg.

Verstecktes Mehl

Mit der Unterscheidung der Mehlsorte ist es nicht getan. Alles Panierte, Gebundene und alles Knusprige kann verbotenes Mehl enthalten. Auch die knusprige Ente beim Chinesen oder das cross gebratene Wok-Gemüse fallen in diese Kategorie.

Noch besorgter reagieren die Betroffenen auf die Gluten-Eigenschaft, Lebensmittel haltbarer zu machen. Zu diesem Zweck werden Gluten von den Herstellern gerne über sonst unbedenkliches Gemüse, Mais- und Kartoffelchips und Fertigspeisen gesprüht und auch den Pommes Frites beigemengt.

Langsame Wahrnehmung

Seitdem sich immer mehr Zöliakie-Selbsthilfe-Gruppen direkt an die Nahrungsmittel-Hersteller wenden, tauchen auch in den Supermärkten ausgewiesene glutenfreie Produkte auf. Auch Gasthäuser, Restaurants und Imbissstuben weisen aus, welche Speisen sie garantiert glutenfrei zubereiten.

Dort, wo ein Familienmitglied selbst mit dieser Krankheit lebt, kommt man diesem Wunsch auch gerne nach, wissen die Selbsthilfegruppen aus Erfahrung. Die österreichische Arbeitsgemeinschaft Zoeliakie bietet allen Mitgliedern für 15 Euro ein Handbuch an, in dem alle österreichischen Restaurationsbetriebe mit glutenfreier Speisekarte zu finden sind. Darüber hinaus werden die Angebotspaletten aller Supermarktketten angeführt und monatlich aktualisiert.

Hör-Tipp
Moment, Donnerstag, 9. März 2006, 17:09 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Link
Österreichische Arbeitsgemeinschaft Zöliakie