Stadt in Tirol

Kitzbühel

Mit Titeln wie "Monte Carlo der Alpen" oder "Ibiza des Nordens" schmückt sich der Nobelort Kitzbühel gerne. Wolfgang Straubs Stadtporträt - mit Fotografien von Gerhard Trumler, die das Buch erst richtig gut machen - zeigt auch die Facetten Kitzbühels.

Kitzbühel, das war eigentlich immer schon die lustvolle Vermarktung des Skifahrens durch die Erfindung des "Après-Ski". Dem Phänomen dieses Sport- und Night-Life-Mekkas auf die Spur zu kommen, das hat sich der Autor Wolfgang Straub in seinem Buch "Kitzbühel. Kultur- und Sportstadt in Tirol" vorgenommen. Und er versucht dabei, ein großes Spektrum zu bieten: "Ich habe versucht, das aus einer ganzheitlichen Sicht zu sehen, sowohl die Geschichte als auch das mondäne Kitzbühel."

Gelungene Natur- und Stadtansichten

Kitzbühel lebt aber nicht nur von seiner Geschichte, vom Sport und von der High-Society, sondern ganz besonders von seiner einzigartigen Landschaft - und dies Sommers wie Winters. Deswegen finden sich im neuen Kitzbühel-Buch auch sehr gelungene Natur- und Stadtansichten des Fotografen Gerhard Trumler. Trumlers Fotos von heute werden Ansichten von Stadt und Land gegenübergestellt, die man seit Anbeginn der Fotografie von Kitzbühel und Umgebung gemacht hat. So wird die Geschichte im Bild lebendig.

Außerdem hat Trumler Fotos gemacht, die Motive von Bildern des Malers Alfons Walde aufnehmen und diesen gegenübergestellt werden. Waldes Zeichnungen und Tafelbilder, vor allem aus den 20er und 30er Jahren, haben fast ausschließlich die Landschaft und die Menschen rund um Kitzbühel als Motiv.

Zurück zu den Anfängen

Wolfgang Straub geht in seinem Kitzbühel-Buch bis zu den Ursprüngen zurück. Und der liegt im Bergbau. Schon zur Bronzezeit wurde in Dutzenden Bergwerken Kupfererz abgebaut und verarbeitet. Anfang des 16. Jahrhunderts fand man heraus, dass in Kitzbühel ein noch viel edleres Metall zu finden war: Silber. Ein wahrer "Silver Rush" setzte ein und machte die Stadt und ihre Bürger reich. Man sieht, Geld spielte in dieser Stadt schon immer eine gewichtige Rolle.

In der Biedermeierzeit schien aber die barocke Alpenstadt in der Bedeutungslosigkeit zu versinken: Das Silber war so gut wie zur Gänze abgebaut. Doch wieder sollte Kitzbühel durch einen industriellen Schub neuen Impuls erhalten: Es war der Bau der Salzburg-Tirol-Bahn. Das "Dampfross", dem die Bauern naturgemäß skeptisch gegenüberstanden, brachte neue Gesichter nach Kitzbühel: Menschen mit Ideen, Menschen, die wussten, wie man mit "Schneeschuhen" durch die Landschaft stapft. Und die Kitzbühler Gegend war ein Paradies für diesen Sport.

Rettender Skiboom

Ende des 19. Jahrhunderts gab es bereits die ersten Skikurse in Kitzbühel, 1903 wurde das "Grandhotel" eröffnet, schon damals mit Zentralheizung. Erstmals internationale Aufmerksamkeit erregte Kitzbühel durch die Sportaktivitäten einer Frau: Komtesse Paula Lamberg war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der ersten großen Skispringertalente. Und obwohl die Komtesse ihre Sprünge im Rock absolvierte, ließ sie mit ihren Weiten die Männerwelt alt aussehen. Als "schwebende Gräfin" ging sie in die Sport-Geschichte ein. Die Gräfinnen, die ihr nachfolgen sollten, schwebten dann verstärkt durchs Kitzbühler Nachtleben.

Nightlife, Schickeria und Hautevolee sind nicht unbedingt das Interessensgebiet des Autors Wolfgang Straub. Aber er weiß auch, dass es kein Kitzbühel-Buch ohne diese Welt geben kann. Aber das ist eben nicht das ganze Kitzbühel. Geschichte, eine wunderbare Landschaft und zum Teil noch originäres Brauchtum gehören auch dazu. Diese Gesamtheit darzustellen, ist dem Autor Wolfgang Straub und dem Fotografen Gerhard Trumler exzellent gelungen. Ihr Kitzbühel-Buch ist daher ein Muss für jeden, den diese Stadt anzieht - sei es wegen der Natur, der Kultur oder dem mondänen Nachtleben. "Schweben", wie einst die Komtesse Lamberg, kann man in Kitzbühel allemal.

Hör-Tipp
Kontext, jeden Freitag, 9:05 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich runterladen.

Buch-Tipp
Wolfgang Straub, Gerhard Trumler, "Kitzbühel. Kultur- und Sportstadt in Tirol", Christian Brandstätter Verlag, ISBN 3854984251