Zum 100. Todestag Heinrich Heines

Deutschland. Ein Wintermärchen

Die Eindrücke einer Reise in seine Heimat verarbeitete Heinrich Heine in dem Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen", dem letzten Teil seiner "Neuen Gedichte". Jetzt ist es als Hörbuch erschienen. Christian Brückner hat die ideale Stimme dafür.

Christian Brückner ist die stimmliche Idealbesetzung.

Seit zwölf Jahren hatte Heinrich Heine seine Heimat nicht mehr gesehen, als er 1843 zum vorletzten Mal in seinem Leben nach Deutschland kam. Es wurde ein Aufenthalt, den der Dichter mit widerstreitenden Gefühlen erlebte. Aus dem weltstädtischen Paris kommend, registrierte er den dumpfen Provinzialismus und die politische Repression jenseits des Rheins mit Zorn und Abscheu. Er starb am 17. Februar 1856 in Paris.

Wegen seiner politischen Ansichten vor allem in Preußen zunehmend angefeindet und der deutschen Zensur überdrüssig, hatte er seinen Wohnsitz 1831 nach Paris verlegt. Die französische Metropole wurde endgültig zu seinem Exil, als seine Werke, auch die zukünftigen, 1833 in Preußen und 1835 auf Beschluss des Frankfurter Bundestags in allen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verboten wurden. Ebenso erging es den Dichtern des Jungen Deutschland.

Reise in die Heimat
Im Herbst des Jahres 1843 unternahm Heine eine Reise nach Hamburg, um seine Mutter und seinen Verleger Julius Campe zu besuchen. Die Eindrücke dieses Aufenthalts verarbeitete er in dem Versepos "Deutschland. Ein Wintermärchen", das heute als einer der Höhepunkte der politischen Dichtung des Vormärz gilt. In den 27 Kapiteln dieses Werks - Heine nannte sie "Caput" - setzt sich der Dichter in beißender Ironie mit den Zuständen in seiner Heimat auseinander: mit den reaktionären Tendenzen der Restauration, dem Klima der Unterdrückung, mit Militarismus und Chauvinismus.

Heine war durch sein Leben im vergleichsweise weltoffenen Paris zu einem Kosmopoliten geworden, der die Rückständigkeit und die Repression in seiner Heimat besonders intensiv wahrnahm. 1844 konnte sein Versepos als letzter Teil seiner "Neuen Gedichte" erscheinen. Möglich war das durch eine Bestimmung, die mehr als 20 Bogen Papier umfassende Manuskripte nicht der Zensur vor dem Druck unterstellte. Doch kurz nach der Veröffentlichung wurde das Versepos in Preußen verboten und beschlagnahmt. König Friedrich Wilhelm IV. erließ einen Haftbefehl gegen den Dichter.

In anderen Teilen Deutschlands war es zwar in einer separaten Ausgabe erhältlich, musste aber von Heine gekürzt und umgeschrieben werden. Allzu spöttisch und aufmüpfig erschien den Behörden seine satirische Darstellung der deutschen Zustände, der Kleinstaaterei und der verlogenen Doppelmoral des Bürgertums.

Hörbuch-Tipp
Christian Brückner liest "Deutschland. Ein Wintermärchen" von Heinrich Heine, 2 CDs aus der Edition Parlando, Gesamtspieldauer 1 Stunde und 36 Minuten., ISBN (10) 3935125461, ISBN (13) 9783935125468