Bei Käthe Kratz auf Solta
Leben auf der Insel
Die österreichische Filmemacherin Käthe Kratz hat auf der Insel Solta eine zweite Heimat gefunden. Nur 30 Minuten mit dem Schnellboot von Split entfernt, eröffnet die kleine Insel Einblicke in ein Leben, das an Filmszenen aus den 1960ern erinnert.
8. April 2017, 21:58
Inmitten von Dalmatien, westlich der Insel Brac, liegt Solta, ein kleines Eiland, dessen Geschichte bis in das 4. Jahrhundert vor Chisti Geburt zurückreicht. Damals sollen bereits Griechen und Römer die Insel bewohnt haben, die den Namen Olinta trug - ein Begriff für die noch unreife Feige.
Angriffe der Venezianer, Überfälle von Seeräubern und allgemein harte Bedingungen prägten das Leben auf der Insel Solta, die seit Jahrhunderten zur Kommune Split gehört. Im Schatten der großen Stadt, aber auch der benachbarten Inseln Hvar und Brac überlebte auf Solta jener Rhythmus des ländlichen Dalmatiens, wie man ihn heute nur mehr aus Erzählungen kennt.
Vor langer Zeit sollen Solta und das benachbarte Brac eine einheitliche Insel gebildet haben. Im Laufe ihrer geologischen Geschichte - so sagt es eine regionale Legende - wurden sie voneinander getrennt und heute zeugt nur noch das kleine Eiland Mrduja, zwischen Solta und Brac gelegen, von der einstigen Verbindung.
Ein Supermarkt und zwei Marktstände
Das Zentrum von Solta bildet der Ort Grohote. Natursteinhäuser umringen den alles überragenden Glockenturm der Kirche, eine Straßenkreuzung präsentiert sich als ökonomisches Herz von Grohote. Dort findet man einen kleinen Supermarkt und auf der gegenüberliegenden Straßenseite zwei Marktstände. Was man dort nicht findet, das gibt es auf der Insel nicht.
Das Kratz-Refugium
Die österreichische Regisseurin Käthe Kratz hat Solta vor ein paar Jahren für sich entdeckt und zu ihrem zweiten Hauptwohnsitz gemacht. Sie kam damals mit der Fähre in Rogac an. Sie wollte jene Insel genauer kennen lernen, deren Bewohner sich schon sehr früh auf den arbeitsreichen Kampf gegen den steinigen Boden, den Wind und das Meer eingestellt hatten. In den ummauerten Äckern findet man heute mehrheitlich Olivenhaine, Feigenbäume, Rebstöcke und Kräuterwiesen. Honig und Wein zählen zu den Spezialitäten von Solta.
Käthe Kratz hat sich in einem Haus auf den Hügeln von Maslinica angesiedelt. In dem kleinen Fischerdorf findet man heute noch die Ruinen eines alten Wachturms, der einst errichtet wurde, um seeräuberische Aktivitäten rechtzeitig zu erspähen. Pinienwälder säumen die kleinen Buchten, die Maslinicas Küstenlandschaft prägen. Die dem Haus der Österreicherin vorgelagerte Terrasse eröffnet einen schönen Ausblick auf den kleinen Hafen der Ortschaft, der im gleichen Maße als Arbeitsplatz und Kommunikationszentrum genützt wird.
Als Käthe Kratz nach Maslinica kam, beherrschte sie gerade einmal 50 Worte kroatisch. Ihr Vokabelschatz hat sich mittlerweile zugunsten der Landessprache geändert. Von der Dorfgemeinschaft wurde sie von Beginn an neugierig ins Visier genommen. Eine Frau, die selbst ein altes Haus renoviert, im Sommer auch Gäste beherbergt - das alles war neu. Ein freundliches "dobar dan", ein kurzer Plausch mit den Nachbarn im Café am Hafen gehört heute schon zum Alltag. Dass die Österreicherin dennoch die Rolle der Fremden, der Außenseiterin, nicht so schnell ablegen wird, dessen ist sich Käthe Kratz bewusst.
Mehr als die Hälfte des Jahres lebt Käthe Kratz auf der Insel. Mittlerweile ist sie auch in die Rolle der Gastgeberin, der Vermieterin geschlüpft. Eine neue Erfahrung für die Regisseurin, die auf Solta nicht zuletzt auch ihre Freude an harter Arbeit an Haus und im Garten wieder entdeckte. Manchmal trifft man sie im Restaurant jenes Barockschlösschens, das im 18. Jahrhundert für den in der Ortschaft ansässigen Adel gebaut wurde. Die meiste Zeit über erfreut sie sich an ihrem Haus und überblickt von ihrer Terrasse die Menschen und die Natur von Maslinica.
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