Ein Ausnahmetalent des Zwischenfachs

Bryan Rothfuss, Bariton

Das Theaterblut wurde ihm vererbt: Bryan Rothfuss, Deutsch-Amerikaner, der am Konservatorium Wien Privatuniversität auch Lied studiert. Am 15. Dezember 2005 hat er als Papageno in der neuen "Zauberflöte" in der Wiener Kammeroper Premiere.

F. Lehar: "Land des Lächelns", H. Wolf: "Der Abschied"

"Meine Eltern kamen 1972 nach Europa und waren zuerst in Kiel, dann in Osnabrück, wo ich geboren wurde, engagiert. Dort habe ich erste Theaterluft geschnuppert. Ursprünglich wollte ich aber in Verbindung mit Greenpeace und WWF Tierarzt werden. Durch meine Erfahrung mit Musicals während des Studiums in den USA habe ich mich doch für die Musik entschieden.

1998 bekam ich ein Auslandssemester und wollte nach Freiburg gehen. Durch einen glücklichen Irrtum kam ich aber nach Wien - und habe mich sofort in die Stadt verliebt und hier wunderbare Lehrer getroffen", erzählt Bryan Rothfuss, Sohn amerikanischer Opernsänger, Jahrgang 1977, der am Konservatorium Wien Privatuniversität bei Sebastian Vittucci Gesang, Lied und Oratorium bei Birgid Steinberger und Carolyn Hague studierte. Die Opernklasse absolvierte er bei Michael Pinkerton.

Abgeschlossen hat der junge Bariton sein Studium im Sommer 2006.

Sein Bühnen-Debüt hatte der begabte Deutsch-Amerikaner bereits mit acht in Ottmar Gersters "Enoch Arden" in Osnabrück, wo er auch die erste musikalische Ausbildung erhielt. Anfang der 1990er Jahre kehrte er mit seinen Eltern in die USA zurück, wo beide nun unterrichten, und schloss das Musikstudium im Jahr 2000 an der Susquehanna University ab.

Der lyrische Bariton, der davor an der Musikuniversität Wien studierte, erhielt überdies Privatunterricht bei Carol Blaickner-Mayo. "Alle meine Lehrer hatten miteinander Kontakt und berieten mich gemeinsam. Das half enorm bei meiner Entwicklung."

Mit realistischer Einstellung

Von seinen Eltern, deren Besorgnis bei seiner Berufswahl lediglich aus eigenem Wissen um die Schwierigkeiten im Kunstbereich resultierte, erhält der talentierte Sänger die nötige Unterstützung. Und auch seine beiden Schwestern, die ebenfalls Sängerinnen sind, blicken heute stolz auf das große Nachwuchstalent.

"Junge Sänger haben mitunter falsche Vorstellungen von diesem Beruf. Durch meine Eltern kenne ich die Realität und weiß, dass es ein harter Weg ist. Ich habe also den Vorteil, mir keine Illusionen zu machen. Bei aller nötigen Sensibilität muss man realitätsbezogen denken und seine Grenzen kennen. Und den eigenen Weg gehen", resümiert Rothfuss.

Zwischen Tenor und Bariton

"Ich bin ein hoher lyrischer Bariton. Manche meinen, dass ich ein Tenor bin, aber das Baritonfach liegt mir. Ich werde also das Zwischenfach singen: In der Oper das französische Fach mit z.B. Pelleas, Valentin in Gounods 'Faust' oder Mercutio in 'Romeo et Juliette'. Im Operettenfach ist es der Gustl in 'Land des Lächelns', später der Danilo in der 'Lustigen Witwe' und vielleicht auch der Eisenstein in der 'Fledermaus'", skizziert Rothfuss sein Fach.

Kammeroper-Debüt 2005 mit Papageno

"Ich bin eines von vier Wesen, das Pamina und Tamino leiten. In meiner Rolle zeige ich ihnen auch, wie man sich nicht verhalten soll", erzählt Bryan Rothfuss.

In "Sarastros Traum von der Zauberflöte - gekürzt", einem Auftragswerk des Wiener Mozartjahres 2006 und der Wiener Kammeroper, hatte er als Papageno sein Haus-Debüt. Die Premiere fand am 15. Dezember 2005 statt.

"Ich habe selten eine so schöne, intensive Probenzeit und solchen Ensemblegeist erlebt, wie bei dieser 'Zauberflöte'. Barylli hat mit großer Präzision gearbeitet, die aber auch Raum für Entfaltung ließ. Es war lehrreich wie ein Kurs", schilderte Rothfuss begeistert die Zusammenarbeit bei der von Gabriel Barylli geschaffenen Neufassung.

Erfolgreicher Guglielmo in Ulm

" ... sagenhaft fand ich auch Bryan Rothfuss als Guglielmo, der für den verhinderten Erwin Belakowitsch eingesprungen war und sich perfekt eingefügt hat", erntete der junge Bariton 2005 großes Lob in der "Südwest Presse" für seinen Guglielmo in Mozarts "Cosi fan tutte" in Ulm.

Neben seinen "Zauberflöte"-Proben und Studien war er für einen erkrankten Kollegen spontan eingesprungen und hatte drei Vorstellungen in der Neuproduktion der Mozart-Oper gesungen.

Gustl in "Land des Lächelns"

Im Oktober des Vorjahres war Rothfuss als Gustl in dem Lehar-Klassiker ohne Happy End bei den "Herbsttagen Blindenmarkt" zu erleben. "Durch meine Mitwirkung in Paisiellos 'Barbier' bei der Sommeroper Schärding kannte mich Intendant Michael Garschall und engagierte mich für dieses Festival. Hier wird das Genre Operette Ernst genommen, glaubhaft umgesetzt und dennoch nicht seines Charmes beraubt. Es war eine wunderbare Atmosphäre - und was ich besonders bewundere, war das toll zusammengesetzte Ensemble", schwärmt der Bariton von seinem "Herbsttage"-Debüt.

Geist des Ringes in Staatsopern-"Aladdin"

In der Kinderproduktion der Wiener Staatsoper von Nino Rotas "Aladdin und die Wunderlampe" sang er erfolgreich vor - und wirkte dann in zahlreichen Vorstellungen als Geist des Ringes mit.

In Martinu-Oper bei erstem Retz-Festival

Ebenfalls im Sommer 2005 war er auch in Bohuslav Martinus Oper "Komödie auf der Brücke", die von Publikum und Presse sehr gut aufgenommen wurde, im Rahmen des ersten Festival Retz zu sehen.

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Partien-Studium für Engagement

Als "Produktaufbereitung" erarbeitete der zielstrebige Bariton damals mit seinen Lehrern die für ihn geeigneten Partien im Hinblick auf ein künftiges Engagement. Denn für das Frühjahr 2006 standen Vorsingen bei Agenten und an Opernhäusern auf seinem Programm.

Und der talentierte Sänger, der über Bühnenpräsenz verfügt und sich auffallend gut und natürlich bewegen kann, hat auch Interesse an einem anderen Genre:

"Das ist eben die American Art Form - für die Europäer ist es die Oper, für die Amerikaner das Musical. Während meiner College-Zeit habe ich bei vielen Musical-Produktionen mitgewirkt."

Anklänge an Trapp-Familie

Die Familien-Geschichte von Bryan Rothfuss erinnert etwas an die Trapp-Familie: Beide Eltern sind Opernsänger (Sopran und Tenor), seine beiden Schwestern ebenfalls (Mezzo und jugendlich-dramatischer Sopran). Die Bandbreite der Musiker-Familie reicht von Klassik bis Experimentalmusik.

Im jahr 1999 traten sie in einem von seinem Vater moderierten "Mini-Figaro" erstmals am Lycoming College in Pennsylvania gemeinsam auf. Diese Tradition wurde beibehalten - und so gastierte Rothfuss junior im März 2005 mit einem gemischten Programm, das der amerikanischen Musik gewidmet war, en famille in Pennsylvania und in South Carolina.

Fixengagement - ein bereits erfüllter Wunsch

Und wie lautet der Zukunftswunsch des jungen Sängers?

"Mein Traum ist es, im Mozartjahr an einem kleinen bis mittelgroßen Opernhaus ein Engagement zu bekommen, wo ich richtig eingesetzt werde. Ich möchte mit meinem Gesang Menschen berühren - und davon auch leben können", nannte Bryan Rothfuss 2005 als seinen größten Wunsch, der mittlerweile in Erfüllung gegangen ist.