Eine Affinität zu den Schwierigen
Peter Gregor Pertusini, Schauspieler
Theater hat ihn schon immer interessiert, als er Karlheinz Hackl in einem Nestroy-Stück sah, wollte er unbedingt Schauspieler werden: Peter G. Pertusini, Jahrgang 1983, der am Reinhardt-Seminar Wien studiert. Er wirkte im Ö1 Hörspiel "Der Glückstag" mit.
27. April 2017, 15:40
Pertusini (mit Hilde Sochor) im Ö1 Hörspiel "Glückstag"
"Theater hat mich von Kindheit an interessiert. Wie viele Wiener Kinder, wurde ich in viele Kindertheater Opernvorstellungen geschickt - was mir nicht so gefiel. Dann habe ich Karlheinz Hackl in einem Nestroy-Stück in Reichenau gesehen. Er war unheimlich gut und ich war beeindruckt, welche Kraft er über mich hatte, dass ich meinen Eltern nach der Vorstellung erklärte: Das möchte ich auch können. Damit waren die Theater-Abonnements gestrichen. Während der Schulzeit war ich dann in einer Theater-Laiengruppe. Nach der Matura habe ich dann den Leiter der Gruppe gefragt, ob er mir das Schauspielen zutrauen würde. Das könne er nicht beurteilen, aber er habe es sich nie verziehen, es nicht probiert zu haben, war die Antwort. Also habe ich mich dafür entschieden", erzählt Peter Gregor Pertusini, gebürtiger Wiener, Jahrgang 1983, der seit Herbst 2002 Schauspiel am Wiener Reinhardt-Seminar studiert.
Begonnen hatte er aufgrund eines Auslandsaufenthalts, weswegen er nicht rechtzeitig zum Vorsprechen in Wien sein konnte, an der "Athanor Akademie" in Burghausen in Deutschland. Als ihm nach einem knappen halben Jahr klar wurde, dass die Ausbildung nicht seinen Vorstellungen entsprach, machte er die Aufnahmeprüfung am Reinhardt-Seminar und wurde hier aufgenommen.
Pertusini, der nun im siebenten Semester ist und im nächsten Juni abschließen wird, ist auch außerordentlicher Hörer für Regie am Reinhardt-Seminar. "Ich möchte später einmal unbedingt Regie führen. Es ist einer meiner Träume, alles selbst zu machen. Als Schauspieler hat man immer eine Gratwanderung zwischen Auftragsarbeiter für den Regisseur und freischaffendem Künstler. Aber ich bin ja noch sehr jung, und zuerst möchte ich mein Handwerk als Schauspieler perfekt beherrschen."
Bezugsperson Maria Happel
Inzwischen hat Pertusini, zu dessen Lehrern Klaus Maria Brandauer, Karlheinz Hackl und Maria Happel zählen, zahlreiche Rollen erarbeitet. So u. a. Ibsens Peer Gynt, den Lanz in Shakespeares "Zwei Herren aus Verona" sowie den Orlando in "Wie es euch gefällt", den Karl Mohr in Schillers "Räubern", den Krause in Widmers "Top Dogs", aber auch den Grafen in Schnitzlers "Reigen" und den Jago im "Othello".
"Begonnen habe ich bei Klaus Brandauer. Es war problematisch, weil ich mit seinen Filmen aufgewachsen bin und ihn sehr bewundert habe. Bei Hackl, der ein Engel von einem Menschen ist, war das Beeindruckendste, dass er einem zeigt, wie einfach das Schauspielen sein kann, er mystifiziert nichts. Meine Bezugsperson ist Maria Happel, von ihr habe ich am Meisten gelernt. Vor allem Lockerheit, also nicht abgehoben zu sein, sondern praxisbezogen zu denken", resümiert der Nachwuchsschauspieler.
Eher die Schwierigen
"Für einen jungen Schauspieler, der gerade am Anfang steht, ist es ein Horror, auf ein Fach fixiert zu werden. Aber in der Praxis ist es so. Da spielen natürlich die äußerlichen Kriterien eine Rolle. Ein kleiner Dicker wird keine androgyne Figur spielen - das geht nicht. Ich habe im Moment zwei Fächer, was mir eigentlich nicht recht ist, belegt: Da ich älter wirke, habe ich z. B. Lord Leicester gespielt, den Kasimir oder den Liliom, also sympathische, tiefgründige Persönlichkeiten. Ich werde viel für Figuren mit Weltschmerz besetzt", erklärt Peter Gregor Pertusini.
"Jetzt spiele ich wieder verzweifelte, neurotische, völlig überzeichnete Typen. Es ist bei mir relativ breit gefächert."
Synthese zwischen Kopf und Bauch
"Es gibt den Kopf- und den Bauschauspieler. Und ich war die längste Zeit ersterer. So hatte ich viel weniger Probleme, den Leicester zu spielen als den Kasimir. Es fällt mir leichter, strategisch-intellektuelle Vorgänge nachzuvollziehen, als mich einfach nachzulassen. Das ist aber kein Vorteil. Aber bei Frau Happel habe ich diese Synthese geschafft. Es gibt ja nicht richtig oder falsch bei einer Rolle, wie ich geglaubt habe, sondern unzählige mögliche Sichtweisen. Ich war anfänglich sozusagen ein Technokrat des Schauspiels", so der junge Schauspieler.
Film und Ö1 Hörspiel
Parktische Erfahrungen konnte Pertusini bereits in den Medien Film und Radio sammeln. So hat er in einer Folge der TV-Serie "Kommissar Rex" mitgewirkt: "Die Arbeit bei so einer Serie ist für einen Schauspielstudenten sehr problematisch - denn es ist eine industrielle Produktion und es gibt kaum Zeit für Proben. Man muss dabei handwerklich schon einigermaßen firm sein, um eine halbwegs gute Leistung zu erbringen." Film interessiere ihn zwar sehr, aber die Bedingungen müssten stimmen.
Und er hat auch in dem mit Hilde Sochor und Andrea Eckert prominent besetzten Ö1 Hörspiel "Der Glückstag" von Lida Winievicz in der Rolle des Karl mitgewirkt. "Als ich die Besetzung Erfahren habe - Eckert und Sochor - war ich nur noch ein Nervenbündel. Aber Frau Sochor war so unheimlich nett und kollegial. Es war dann eine tolle Arbeit, weil sie mir jegliche Angst genommen hat. Und es war eine interessante Erfahrung, denn bei diesem Genre kann man mehr geben als auf der Bühne, dort wäre es schon Outrage."
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Qualität und eigene Projekte
Im vergangenen Sommer hat der Jungschauspieler in Triest Straßentheater gespielt - und zwar den Lanz-Monolog aus Shakespeares "Zwei Herren aus Verona" in Italienisch, Englisch und Deutsch. "Für meine schauspielerische Praxis war das enorm wichtig. Derzeit wirkt der durchtrainierte Schauspieler mit umfassenden Sportqualitäten in einer Low-Budget-Produktion eines Fantasy-Films mit.
Wie lauten Peter Gregor Pertusinis berufliche Zukunftswünsche? "Ich wäre in den Anfangsjahren gerne an einem nicht zu großen Theater engagiert, wo man gefordert wird und viel spielen muss. Denn ich muss noch viel lernen, um wirklich gut zu sein - damit es auch die Welt bemerkt und ich Anerkennung bekomme. Jedenfalls, soviel Arbeit zu haben, dass ich keine Sachen ohne Qualität annehmen muss und auch eigene Projekte verwirklichen kann."
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Hörspiel in Österreich - Der Glückstag