Zwischen den Kulturen
Spurensuche
Auf unterschiedliche musikalische Erfahrungen kann der türkische Komponist Murat Üstün zurückblicken. Seine Musik ist weniger von Theorien, Konstruktionen oder Philosophien gespeist als vielmehr von Gefühlen und Stimmungen. Er lebt heute in Vorarlberg.
8. April 2017, 21:58
1959 in der Nähe von Izmir geboren, wurde Murat Üstün schon im Alter von zehn Jahren ins staatliche Konservatorium in Izmir aufgenommen, wo er neun Jahre Hauptfach Horn und Nebenfach Klavier studierte. 1979 nahm er die Gelegenheit wahr, sein Hornstudium bei Erich Penzel an der Kölner Musikhochschule weiterzuführen.
Musik der Stimmungen
Seine ersten Berufserfahrungen sammelte Murat Üstün im Opernorchester von Gelsenkirchen. Dort musste er seine Arbeit aber nach etwa einem Jahr wieder beenden, da er zum Militärdienst in der Türkei einberufen wurde.
Danach folgten Jahre der Selbsterfahrung beim deutschen Zirkus Hagenbeck, mit dem er länger als Kapellmeister durch die Welt tourte. Aus dieser Zeit stammen auch seine ersten Kompositionen, die er den Artisten und Künstlern des Zirkus auf den Leib schrieb. Rückblickend auf seine Frühwerke meint der Musiker:
Berühmte Komponisten hatten mich schon als Junge sehr beeindruckt. Im Zirkus gab es für viele Darbietungen einfach keine passende Musik. Also fing ich an zu arrangieren und zu komponieren. Es gelang mir mit der Zeit immer besser, Spannungen zu erzeugen, Stimmungen einzufangen und mit der Musik Gefühle zu erzeugen.
Liebe entdeckt
Im Zirkus entdeckte Murat Üstün aber nicht nur die Liebe zur Komposition, sondern lernte auch seine Frau kennen, die Tochter des Clowns Galetti, mit der er schließlich 1987 nach Vorarlberg zog.
Seit 1990 unterrichtet er an der Musikschule Dornbirn Waldhorn und Klavier und arbeitet freiberuflich als Hornist, Komponist und Arrangeur.
Für Aufsehen sorgte er auch, als er 1992 erster türkischer Kapellmeister einer Vorarlberger Blasmusikkapelle, der Musikgesellschaft Dornbirn Hatlerdorf, wurde. Eigentlich gar nicht so ungewöhnlich, liegen doch die Wurzeln der Blaskapellen in der türkischen Janitscharenmusik.
Avantgardistische Materialbehandlung
Ein bewegtes Leben also, mit musikalischen Eindrücken aus verschiedensten Kulturen. Und so kann man seine Musik wohl auch als Welt-Musik im ursprünglichsten Sinn des Wortes bezeichnen.
Musik, die weniger von Theorien, Konstruktionen oder Philosophien gespeist ist, als vielmehr von Gefühlen und Stimmungen. Musik, in der die komplexen orientalischen Rhythmen neben impressionistisch anmutenden Klangflächen stehen; tonale Abschnitte neben avantgardistischer Materialbehandlung.
Es sind vielfach Orte und die damit verbundenen Eindrücke und Gefühle, die ihm Anlass und Inspiration zu Kompositionen geben - die Titel der Stücke sprechen für sich.
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