Symbolsprachen

Auf der Suche nach international gültigen Zeichen

Mancherorts arbeitet man am Entwurf neuer Symbolsprachen. Die sollen leicht erlernbar sein und von jedem verstanden werden. Nicht Mehrsprachigkeit, sondern eine Sprache für alle, lautet das neue und doch so alte Credo.

Schrift hatte immer schon etwas mit Macht und Wirtschaft zu tun. Die ersten Schriftzeichen fand man auf Tonmünzen und sie waren dreidimensional. Karl der Große, nach der Überlieferung selbst ein Analphabet, nutzte seine Herrschaft dazu, das Schriftbild in seinem Reich zu vereinheitlichen.

Die so genannte karolingische Minuskel gilt als Vorläufer der lateinischen Kleinbuchstaben und um diese Zeit, rund um 800 nach Christus, gab es auch erstmals ein einheitliches europäisches Interpunktionsystem.

Gutenberg mit seiner Druckerpresse setzte einen weiteren Standard, der dazu führte, dass Ligaturen, das Zusammenbinden von Buchstaben in der Schrift, und Abkürzungen immer mehr verschwanden.

ASCII bis Unicode

Die Schreibmaschine wurde 1867 erfunden und mit dem Computer kam Ascii, der Amerikanische Standard Code für den Informationsaustausch.

Ascii wurde in den 60er Jahren des 20ten Jahrhunderts entwickelt und ist dafür verantwortlich, dass die Kommunikation über Netzwerke und per e-mail funktioniert, erzählt Johannes Bergerhausen. Er unterrichtet Typographie an der Fachhochschule Mainz.

Auf ASCII folgte ISO Latin Eins und Zwei und schließlich Unicode. Damit wuchs die Anzahl der möglichen Zeichen von 128 bei Ascii auf rund 65.000 bei Unicode 4.0 an. Aber selbst das ist manchen noch nicht genug.

Gibt es ein visuelles Esperanto?

ASCII machte Englisch zur Sprache des Internet, aber das Internet noch lange nicht international. Symbolsprachen könnten da vielleicht mehr. Das dachte sich im 16. Jahrhundert bereits der Mathematiker und Philosoph Gottfried Wilhelm von Leibniz.

Auch er träumte von einer Universalsprache mit Symbolen. Damals verlor gerade Latein als Weltsprache an Bedeutung. Leibniz und andere wollten damals eine neue universale Schrift zu entwickeln. Hätte er genug Zeit, so schrieb Leibniz, dann würde er seine "Characteristica Universalis" innerhalb von fünf Jahren fertig gestellt haben. Spannend wäre es gewesen, aber es fehlte Leibniz an der Zeit und er fand auch Niemanden der sich das antun hätte wollen.

Gyaru moji

Heute entstehen neue Symbolsprachen im Zusammenhang mit mobilen Kommunikationsformen In Japan entstand 2003 zum Beispiel Gyaru moji. Gyaru moji ist eine 2003 in Japan für Handies und Computer entwickelte Phantasiesprache.

Sie besteht aus einem Mix aus asiatischen Schriftzeichen, mathematischen Symbolen, Buchstaben aus dem lateinischen und kyrillischen Alphabet und Zahlen. Verwendet wird sozusagen alles, was die Tastatur bietet und die Software erlaubt.

Mittlerweile gibt es in Japan auch eigene Dienste-Anbieter, die für die SMS Kommunikation Texte in Gyaru Moji konvertieren.

LoCoS, Lover's Communication System

Ein weiteres Beispiel für ein universelles visuelles Sprachensystem ist LoCoS. Es wurde 1964 von Yukio Ota, einem Grafikdesigner aus Tokyo, Japan entwickelt. Seit rund 40 Jahren veröffentlicht er Informationen über diese Sprache.

"Dahinter steckt das Konzept, dass wir uns vielleicht auch ein bisschen mehr lieben lernen, wenn wir eine leichtere Möglichkeit haben miteinander zu kommunizieren und Grundregeln der Kommunikation zu verstehen", sagt Aaron Marcus, selbst Informationsdesigner und ein alter Freund von Yukio Ota. Hinter LoCoS steckt auch ein wenig das noble Bedürfnis nach Harmonie.

Innerhalb von nur ein bis zwei Tagen können die grundlegenden Regeln von LoCoS erlernt werden. Die Symbolsprache eignet sich vor allem zur Kommunikation zwischen Menschen mit anderer Muttersprache. Verben, Substantive, Adjektive und auch Zeiten können darüber in Bildform vermittelt werden.

Download-Tipp
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Links
tamabi.ac - Informationen über LoCoS (pdf-file)
matrix.ORF.at
futurezone.ORF.at