Das Dixieland Festival Dresden

Riverboat Shuffle auf der Elbe

Am verlängerten Pfingst-Wochenende ging in Dresden das größte Dixieland-Festival Europas zu Ende. Auf nicht weniger als 25 Raddampfern beteiligten sich heuer 44 Bands mit mehr als 300 Musikern, die insgesamt 500.000 Besucher anlockten.

"Copenhagen" mit der Blue Note Six (Ausschnitt)

Das größte Dixieland Festival Europas wartete in diesem Jahr mit dem breitesten Veranstaltungsangebot der Festivalgeschichte auf. An 27 verschiedenen Orten musizierten auf 70 Spielflächen mehr als 300 Musiker in 44 Bands aus insgesamt 13 Ländern und verwandelten die Elbe eine Woche lang in ein Dixieland-Meer.

Die Hauptstadt des Dixieland

Jedes Land hat seine Hauptstadt, also sollte auch "das Dixieland“ eine haben. Dresden, früher auch "Elbflorenz" genannt, reklamiert mit einigem Recht diesen Anspruch, findet doch dort schon seit 35 Jahren das größte Dixieland Festival Europas statt. Mehr hat nur noch das weltgrößte Dixieland Jubilee in Sacramento in Kalifornien zu bieten.

In einem Punkt sind allerdings die Dresdener ungeschlagene Weltmeister: An der Riverboat Shuffle auf der Elbe sind nicht weniger als 25 Raddampfer beteiligt - die berühmte weiße Flotte, die für diesen Anlass durch Schiffe aus den Nachbargemeinden zusätzlich aufgestockt wird.

Von den Anfängen

Von 1971 bis zum Mauerfall 1989 waren die Dresdener Festivals eine innere Angelegenheit der damaligen DDR - teils argwöhnisch als Import fremden Kulturguts betrachtet, teils als Ventil für Unzufriedenheit und aufgestaute Agressionen geduldet.

Der Jazz hatte in der DDR kein leichtes Leben. Zuerst wurde er als amerikanische Musik des Kapitalismus an den Pranger gestellt. Als er nicht mehr zu verhindern war, entdeckte man ihn als die Musik des Proletariats, nämlich der unterdrückten Sklaven. Und schließlich mutierte er zur optimistischen Musik, wobei niemand genau wusste, was damit gemeint war.

Österreicher gern gesehen

So gut wie jede namhafte österreichische Dixielandband hat zumindest einmal in Dresden gespielt - unter ihnen die Blue Note Six, die auch heuer wieder dabei war. Von Anfang an standen die Österreicher ganz oben auf der Gästeliste, denn sie sprachen zwar Deutsch, waren aber keine Westdeutschen; die sah man in der DDR nicht so gern.

Den internationalen Kern bildeten damals meist Gruppen aus dem befreundeten Ostblock, um die herum aber auch viele andere Nationen vertreten waren, sogar die USA. Die Organisation besorgte die Rundfunkanstalt "Stimme der DDR“ gemeinsam mit dem Dresdener Kulturpalast, wo die Galakonzerte stattfanden. Daneben gab und gibt es eine Reihe weiterer Spielstätten, und es kommen jedes Jahr neue hinzu.

Das Festival heute

Beim ersten Festival spielten noch sechs Bands, heuer waren es 44. Die Veranstaltung hat sich im Dresdener Kulturleben fest etabliert. Und wenn auch ausländische Sponsoren an die Stelle der Staatsfunktionäre getreten sind, so bleibt das Dixieland Festival auf der Elbe doch ein lokales Phänomen.

In letzter Zeit haben sich einige Sponsoren wieder zurückgezogen, und es gibt finanzielle Probleme, wie man hört. Doch die Umwegrentabilität möchten Gastronomie und Hotellerie sicher nicht mehr missen. Außerdem ist es eine Prestigeangelegenheit, nicht nur Hauptstadt des Sachsenlandes, sondern auch des Dixielandes zu sein, weshalb eigentlich damit zu rechnen ist, dass es auch in den kommenden Jahren an der Elbe wieder swingen wird.