Jean-Yves Thibaudet im Porträt
Rote Socken und ein Klavier
Er zählt zu den elegantesten seines Fachs. Nicht nur seine Sprache und Erscheinung, sondern auch sein Klavierspiel beweisen das: Jean-Yves Thibaudet. Seine roten Socken blieben vielen im Gedächtnis. Seine Interpretation von französischer Musik mehr.
8. April 2017, 21:58
Jean-Yves Thibaudet eroberte durch seine beispielhaften Interpretationen der Werke von Debussy, Ravel und Erik Satie die internationalen Konzertsäle.
Er zählt aber auch zu den wenigen, die nicht nur solistisch auftreten, sondern sich mit besonderer Freude der Begleitung im Liedgesang widmen. Er arbeitete mit Brigitte Fassbaender, Rene Flemming, Cecilia Bertoli u. a. zusammen.
Klavierspieldesign
Klavier spielen können viele. Sehr gut sein, reicht aber nicht. Mit Jean-Yves Thibaudet begann die Rückkehr zum Konzept "Starpianist" und die Erfindung des "Klavierspieldesigners".
Kaum hatten sich die Fans daran gewöhnt, dass ihr Schwarm immer rote Socken zu Versace-Anzügen trug, begann die Londoner Starmodedesignerin Vivienne Westwood vor drei Jahren den Konzertlook des 1961 als Sohn deutsch-französischer Eltern geborenen Thibaudet zu entwerfen.
Französische Musik
Neben all diesen - in Zeiten der PR-Wirksamkeit - scheinbar unentbehrlichen Marketing-Attributen besticht der Pianist bei seinem Spielen allerdings durch seine ausdrucksstarke Phrasierung, seine üppigen Klangfarben und seine brillante Technik.
Spezielle Verdienste hat sich Thibaudet vor allem mit seiner Interpretation von französischen Komponisten wie Debussy und Ravel gemacht.
Vor wenigen Wochen erschien seine Einspielung auf zwei CDs von "Französischer Kammermusik" gemeinsam mit dem Violinisten Joshua Bell und verschiedenen anderen Interpreten; für Francophile die beste Möglichkeit, sich einen umfassenderen Überblick zu verschaffen.
Allrounder
Als Sänger hat sich Jean-Yves Thibaudet ebenfalls versucht (an der Metropolitan Opera in New York in der Rolle des Boleslao Lazinski in Umberto Giordanos Oper "Fedora"), auch als Filmschauspieler.
Ohne Verständnis für Oper, Literatur, Malerei und Bildhauerei könne man, so argumentiert Thibaudet, nicht ausdrucksvoll und mitreißend Klavier spielen.
Maurice Ravels G-Dur-Klavierkonzert ist Thibaudets sentimentaler Favorit, trat doch der mittlerweile zum "Chevalier de l`ordre des Arts et des Lettres" Ernannte als Neunjähriger mit diesem Bravourstück erstmals gemeinsam mit einem Orchester auf.
CD-Tipp
"Französische Kammermusik", Decca 028947567097
Hör-Tip
"Apropos Klassik", Freitag, 6. Mai 2005, 15:06 Uhr
Link
Jean Yves Thibaudet