Habemus Papam
De gustibus non disputandum est
Die päpstliche Musikkapelle hat eine lange Tradition. Einst galt sie als Wirkungsstätte weltbester Musiker. Anspruchsvolle Musikstücke wie Allegris "Miserere" waren nur für den Papst komponiert. Doch Mozart schrieb es nach Gehör auf, aber das ist lange her.
8. April 2017, 21:58
Viele Wünsche und Anregungen werden an Benedictum XVI. herangetragen werden. Viele dieser Wünsche werden erfüllt werden, viele davon unerfüllt bleiben. Diskussionen über die Wahl von Josef Kardinal Ratzinger werden die Basis der Katholischen Kirche bewegen.
Jedenfalls scheint mir die Wahl eine glückliche gewesen zu sein. Als Katholik hätte ich freilich auch etliche Wünsche und theologische Fragen an den Pontifex. (Übrigens ist Euch auch aufgefallen, wie in letzter Zeit die Journalisten nur so mit lateinischen Wörtern herumschleudern? Ist doch schööön?). Ein - freilich die Suche nach Wahrheit nicht beendender - Wunsch sei hier dennoch erörtert.
Cappella sistina
Über Jahrhunderte war die "Cappella Papale" - die Päpstliche Musikkapelle eines der weltweit hervorragendsten Ensembles. Vor allem in Renaissance und Barock hatten die Päpste einen überaus feinen Gusto, was die Musik betraf. Sänger und Komponisten wirkten und komponierten für die Cappella. Darunter freilich auch heute noch klingende Namen wie Giovanni Pierluigi da Palestrina, Josquin Desprez, Johannes Ockeghem, Alexander Agricola.
Im Ensemble mitwirken zu können, bedeutete nicht nur große Wertschätzung und gesichertes Einkommen. Es bedeutete auch sowohl was Ausbildung, Praxis und Komposition anbelangt, immer up to date zu sein. Zu den "Maestri di cappella della basilica Vaticana" zählten im Barock Meister wie Domenico Scarlatti, Niccolo Jomelli, Orazio Benevoli, als Organisten an St. Peter wirkte einst kein Geringerer als Girolamo Frescobaldi.
Einst ging das Verständnis der Päpste für den Zusammenhang von Theologie und Musik gar so weit, dass Komponisten für den Papst und erlesene Kardinäle eigens Weihnachtsmusiken schrieben: zum Beispiel Giuseppe Pacieri, dessen päpstliche Weihnachtskantate "Il trionfo dellamor divino" noch heuer in der ORF Edition Alte Musik erscheinen soll.
Cappella Papale
Von Kindesbeinen an wurden einst Sänger für die "Cappella Sistina" trainiert, wurden die besten Sänger für dieses Ensemble rekrutiert. Von Kindesbeinen an quält mich heute die Musik, die bei den diversen Papst-Messen direkt oder via Äther an mein Ohr dringt.
Musikalische Tradition hoch zu halten und fort zu führen ist ja bisweilen schön. Doch bei der Qualität und Stimmgebung der päpstlichen Vokalisten kommt keine feierliche Stimmung auf. Mich erinnert der Klang an jenen des letzten Kastraten der Päpstlichen Kapelle, Alessandro Moreschi (nach zu hören auf Pearl). Zum Erbarmen, wie sich jener letzte (?) Verstümmelte sich in die Höhen windet.
An der "Cappella Papale" sind offenbar Dezennien an musikalischer Praxis, an Entwicklung vorbeigezogen. Der einstige Glanz fehlt, der Lack ist ab. Sie stellt also eigentlich ein Museumsstück dar. Jedenfalls würde ich mir von Benedictum XVI. wünschen, dass frischer Wind in seine Musikkapelle kommt. Als Leiter der Regensburger Domspatzen hat der Bruder des Papstes einst ja hervorragende Arbeit geleistet.
Zum Trost
Hier einige Tipps, wie man sich zur Überbrückung die päpstlichen Gottesdienste aus St. Peter musikalisch schöner gestalten kann: Die berühmte "Missa Papae Marcelli" und das ebenso berühmte "Miserere" von Allegri wird wunderbar von den Tallis Scholars interpretiert (DVD bei Gimell). Orgelwerke von Girolamo Frescobaldi gefallen mir sehr in der Interpretation von Sergio Vartolo (Tactus).
Übrigens
Hab ich mir gerade den Index des Vatikanischen Geheimarchivs heruntergeladen. Die Einleitungsworte klingen vielversprechend: "Ich darf Ihnen, neuerdings einige wichtige Informationen zukommen lassen
. Vielleicht gab es ja auch Komponisten, Kompositionen, die auf dem Index standen!!!
Soli Deo Gloria
Euer
Fra Bernardo (alias Bernhard Trebuch)
CD-Tipps
Gregori Allegri, "Miserere", Tallis Scholar CD GIM 339
Girolamo Frescobaldi, "Orgelwerke", Sergio Vartolo, Tactus TC 580690
Links
Gimell
Benedictum XVI.