Wirtschaftsunternehmen werden zu Medienunternehmen
Marktplatz Internet
Die Umsätze der Online-Shops steigen. Doch die Skepsis gegenüber dem E-Commerce ist nach wie vor verbreitet. Wie kann man sich als Kunde gegen schlechte Erfahrungen wappnen? Was sind die neuen Spielregeln am Marktplatz Internet?
8. April 2017, 21:58
Welche neuen Denkformeln den E-Commerce zum Blühen bringen, damit beschäftigt sic Norbert Bolz, Professor für Medienwissenschaft an der Technischen Universität Berlin. "Marken sind Filter und Orientierungssymbole in einer immer unübersichtlicheren Informationslandschaft, in der viele Anbieter um die Aufmerksamkeit der Kunden buhlen", so der renommierte deutsche Medientheoretiker.
Im Internetzeitalter wird jedes Wirtschaftsunternehmen zu einem Medienunternehmen. Wer im Internet Erfolg haben will, muss deshalb vor allem Kommunikationsmöglichkeiten anbieten. Doch das Verständnis von Wirtschaft als Konversation, als Gespräch sei noch wenig verbreitet, meint Norbert Bolz. Er plädiert für "emotional Design", also emotionale Formen der Kommunikation.
Online-Shopping boomt
Die Zukunft des elektronischen Marktes scheint gesichert. Im Bereich "Business to Consumer" (B2C) haben sich die Umsätze in Europa in den letzten drei Jahren verfünfacht und machen Schätzungen zufolge bereits 60 Milliarden Euro aus.
In den prall gefüllten Regalen der Internetshops findet sich alles, was Konsumentenherzen höher schlagen lässt. Doch wie sicher ist das Einkaufen und Geldausgeben im Netz? Wie kann man sich als Kunde gegen schlechte Erfahrungen wappnen?
Eine Initiative, die seit 1999 in Österreich das Vertrauen in den E-Commerce stärken will, ist der Internet-Ombudsmann. Allein im Vorjahr wurden mehr als 900 Beschwerden verärgerter Online-Kunden bearbeitet. Richtlinien für Unternehmen und Orientierungshilfe für Konsumenten bietet auch das österreichische "E-Commerce-Gütezeichen", ein Label das seriöse und kundenfreundliche Anbieter auf den ersten Blick erkennbar macht.
Multi-Channel-Strategy
Unternehmen, deren Produkte allein über virtuelle Ladentische gehen, sind die Ausnahme und werden das auch bleiben, behauptet Alex Birch, Director von "OC&C" in London, einer auf "E-Commerce" spezialisierten internationalen Beratungsfirma mit Niederlassungen in den USA und Europa. Der Unternehmensberater, der für etablierte Marken online-Strategien entwickelt, nennt das neue Rezept, das Erfolg verspricht: "multi-channel strategy".
"Letztlich kann das auch der gute, alte Katalog sein, der per Post zugestellt wird, so Alex Birch. "Die Geschenksideen im Hochglanzformat lassen sich bequem durchblättern, bestellt wird dann elektronisch, via Internet oder Mobiltelefon."
Eine weitere Verschmelzung der realen- und virtuellen Geschäftswelt sei das Webterminal im Shop, mit dem sich auch auf beengtem Raum die Vielfalt der Produktpalette spielerisch erweitern lässt.
Marktplatz eBay
Wie das Internet den Handel revolutionieren kann, zeigt die erfolgreiche Internet-Auktionplattform "eBay", wo jeder gleichzeitig Kunde und Händler sein kann. Hier lässt sich alles Erdenkliche er- und versteigern, vom persönlichen Hausrat bis zum privaten Wandertag mit dem österreichischen Bundespräsidenten.
Allein in Österreich leben bereits mehr als 600 Menschen von ihren Shops am Online-Marktplatz eBay. Die besucherstärkste E-Commerce-Site Österreichs wird von 1,570.000 Besuchern pro Monat frequentiert.
Alle 44 Sekunden geht ein Sammlerstück über den virtuellen Ladentisch, alle drei Minuten wird ein Computer, PC-Zubehör oder eine Antiquität versteigert. Und gar alle 90 Sekunden wechselt ein Kleidungsstück seinen Besitzer.
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendungen der Woche gesammelt jeweils am Donnerstag nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Links
Internet-Ombudsmann
Europäische E-Commerce-Gütezeichen
E-Commerce-Kompetenz-Zentrum
Österreichisches Institut für angewandte Telekommunikation