Heikles Thema Sterbehilfe

Das Meer in mir

Mit Oscars und anderen internationalen Preisen überhäuft, läuft diese Woche der spanische Streifen "Das Meer in mir" in Österreich an. Der auf einem authentischen Fall basierende Film greift das heikle Thema Sterbehilfe auf.

Der Fall hat in Spanien Schlagzeilen gemacht: Der Matrose Ramon Sampredo hatte einen Badeunfall querschnittgelähmt überlebt. Fast 30 Jahre lang kämpfte er für das Recht auf Sterbehilfe. Ein Buch, das er in dieser Zeit mittels eines mit dem Mund zu bedienenden Schreibautomaten verfasst hatte, wurde zum Bestseller. Obwohl Sampredo für seinen Todeswunsch bis vor das Oberste Gericht Spaniens gezogen war, gelang ihm erst mit privater Hilfe die Verwirklichung seines Wunsches: 1998 starb Sampredo in seinem nordspanischen Dorf.

Gefühlsintensives Melodram

Der mit subtilem Horror wie "The Others" bekannt gewordene Regisseur Alejandro Amenabar hat den Fall als gefühlsintensives Melodram verfilmt. Nicht das rationale Für und Wider Sterbehilfe steht da im Mittelpunkt, sondern die beinahe unvorstellbare Situation des Gelähmten, der sich seiner Umwelt nur mit seiner Stimme mitteilen kann, wenn er nicht gerade zu Puccini-Arien auf der Tonspur in Träume von Liebe und Meer (daher der Titel) flieht.

Die Gewichte sind denkbar ungleich verteilt: Der Todessüchtige darf sich als sensibler Dichter erweisen, während die Argumente der Euthanasie-Gegner zur juristischen Farce (das Gericht erklärt sich als örtlich unzuständig) verkleinert werden.

Zwei Stunden Make-up

Zwei Stunden dauerte es jeden Tag, bis sich der 32-jährige spanische Schauspieler Javier Bardem in den kahlköpfigen, gelähmten 55-jährigen Ramon Sampedro verwandelt hatte - eine auch technisch bemerkenswerte Leistung, die mit einer Nominierung für den Masken-Oscar belohnt wurde.

Die zahllosen Preise, die der Film sonst gewonnen hat (Golden Globe, Oscar, Bester Europäischer Film etc.) haben nicht alle Kritiker gleichermaßen beeindruckt. Zwar feiert der "Spiegel" den Film als "eines der bewegendsten Kinoerlebnisse der Saison", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" jedoch sieht hier einen "Heuler, der die 'Love Story' an Rührseligkeit zu überbieten" gedenkt. So grenzenlos ist eben das Meer der Meinungen.

Das Meer in mir
Mar adentro
Spanien, Frankreich, Italien, 2004
Mit: Javier Bardem, Lola Duenas, Belen Rueda, Celso Bugallo, Mabel Rivera u. a.
Drehbuch und Regie: Alejandro Amenabar