Originalkompositionen für den Big Apple
New York - City of Jazz
"If you gonna make it there, you make it ev'rywhere ..." Diese bekannte Textzeile aus "New York, New York" gilt auch für Jazzmusiker, denn der "Big Apple" ist immer noch Prüfstein für jene, die sich im Musik-Business durchsetzen möchten.
8. April 2017, 21:58
Duke Ellington: "Things Ain't What They Used To Be"
Nicht zu unrecht wird New York als Welthauptstadt des Jazz bezeichnet. Hier finden sich einige der berühmtesten Jazzclubs der Welt. Neben dem Lincoln Center mit seinen zahlreichen Jazzkonzerten im großen Stil und den klassischen Pilgerstätten des Jazz wie dem Birdland oder dem Village Vanguard sind es vor allem die kleinen Clubs, die diese bunte, unruhige, aufgeweckte Atmosphäre erzeugen.
Der Schmelztiegel
Ein abgedroschenes und doch so treffendes Wort für die Stadt am Hudson River, die für viele der Inbegriff Amerikas geworden ist. Dabei ist New York eigentlich keine typisch amerikanische Stadt. Gerade ihr Schmelztiegel-Charakter unterscheidet New York von den anderen, viel typischeren Städten, in denen Amerikaner wohnen; in New York leben Einwanderer. Darin gleicht New York New Orleans oder San Francisco, und wenn der Jazz nicht in New Orleans entstanden wäre, dann wäre er sicherlich im "Big Apple" zur Welt gekommen.
"If you can make it there ..."
"... you'll make it everywhere", heißt es in Sinatras großem Hit. Und da ist etwas Wahres dran. Von Anfang an zog es die Jazzmusiker magisch nach New York, denn wer sich dort durchsetzen konnte, fürchtete sich vor niemandem mehr. Schon jene Band, die 1917 die ersten Jazzplatten-Aufnahmen machte, die Original Dixieland Jazzband, war 1919 die Sensation des Café Reisenweber in New York.
1924 schickte sich Louis Armstrong an, die Stadt zu erobern, und im selben Jahr brachte George Gershwin in der Aeolian Hall seine "Rhapsody in Blue zur Uraufführung. Wenig später leitete Duke Ellington im Cotton Club die Ära des Harlem Jazz ein. Und 1938 spielte Benny Goodman sein berühmtes Konzert in der Carnegie Hall: Der Jazz war endgültig etabliert.
Mythos Zweiundfünfzigste Straße
Man nannte die Fifty-Second-Street auch die "Swing Street. Sie steht als Synonym für jene Zeitspanne zwischen 1940 und 1950 , in der New York der absolute Mittelpunkt der Jazzwelt war. Es gibt wohl keinen Musiker oder Fan, der sich nicht wünschen würde, dabei gewesen zu sein, als sich auf dieser Straße Club an Club reihte, in denen die besten Musiker der Welt um relativ wenig Geld zu hören waren. Die 52nd Street gehörte im Wesentlichen den arrivierten Swingmusikern, während sich weiter südlich, im Greenwich Village, die Traditionalisten bei "Nick's oder "Condons trafen.
Uptown aber, in Harlem, entstand im "Minton's Playhouse jene neue, unheimliche Musik, die man in Ermangelung eines besseren Wortes "Be-Bop nannte und die den Jazz revolutionieren sollte.
New York heute
Noch immer steht New York ganz oben auf der Liste, wenn es um Jazz geht. Aber die Zeiten haben sich geändert. Kein einziger Club ist auf der 52nd Street zu finden. Das Birdland, das Bohemia und der Cotton Club sind nur noch Legende - auch wenn es heute wieder Lokale gibt, die diesen Namen tragen.
Das Village Vanguard und das Sweet Basil auf der 7th Avenue haben überlebt. Das Blue Note und das Iridium sind auch noch da, aber zu welchen Preisen! Das Lincoln Center baut ein riesiges "House of Jazz und fördert Wynton Marsalis und sein Orchester. Die Manhattan School of Music bildet großartige junge Künstler heran, das Apollo Theater in Harlem steht auch noch, und irgendwo ist immer etwas los.
New York ist nach wie vor eine City of Jazz - nur halt ein bisschen teurer als früher.
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CD-Tipps
George Shearing Quintett, "Lullaby Of Birdland", Label MGM, 11354
Oscar Pettiford Octett, "Bohemia After Dark", Label Bethlehem, R 75910
Lee Wiley mit Bobby Hackett, "Manhattan", Label Columbia, CL 656
Bud Powell Quintett, "52nd Street Theme", Label Blue Note, CP 32-5241
Billy Strayhorn, "Upper Manhattan Medical Group", Label Red Baron, AK 52760
Diane Schuur, "New York State Of Mind", Label GRP, 95 102
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Jazz in New York