Dorf und Region
Globalisierung und Europäisierung
Heimat, Tradition und regionale Kultur - altmodische Begriffe, die im Prozess der Globalisierung und Europäisierung neu belebt werden. Der Unübersichtlichkeit der modernen Welt wird das Langsamere und das Überschaubare gegenübergestellt.
8. April 2017, 21:58
Dass sich Dorf und Region immer schon den Anforderungen der großen weiten Welt anpassen mussten, das wird heute oft vergessen. Tatsächlich hat sich der gesellschaftliche und ökonomische Wandel in Dörfern und peripheren Regionen in den letzten Jahren aber stark beschleunigt und eine neue Bandbreite bekommen.
Das Dorf funktioniert dort noch, wo es dem Bürger die Möglichkeit zur Beteiligung an Entscheidungsprozessen und zur Diskussion von Problemen bietet. Für den Kulturwissenschaftler Bernhard Tschofen ist besonders bemerkenswert, dass das Dorf trotz des Bedeutungsverlusts - wie er es nennt - ideologisch hochgerüstet wird, vor allem auch im Tourismus.
Auf der Suche nach Identität
In der Diskussion über die Auswirkungen der Globalisierung auf Dörfer und Regionen ist immer auch von ihrer Identität die Rede. Doch was ist eigentlich gemeint, wenn von regionaler Identität gesprochen wird?
Aus soziologischer Sicht ist Identität eine Art Selbstbild. Es geht um die Wahrnehmung der Wirklichkeit, sowohl die Eigenwahrnehmung als auch die Fremdwahrnehmung. Dorf und Region bieten eine Fülle von Identitätsmerkmalen, angefangen von der Kultur über Sprache und Religion bis hin zur Landschaft. Durch zunehmende Mobilität und moderne Medien bekommen auch überregionale Elemente für die Identitätsbildung immer stärkere Bedeutung.
Tourismus in ländlichen Regionen
Gerade alpine Regionen wie der Oberpinzgau sind bereits seit Jahrzehnten touristisch geprägt. Das bringt natürlich neue Erfahrungen und neue kulturelle Elemente in die Region. Von einem Ausverkauf der Heimat ist oft die Rede, wenn sich Dörfer oder ganze Regionen den Wünschen der Tourismusindustrie anpassen. Tourismus kann aber nicht nur zerstörend wirken, sondern auch kulturelle Traditionen bewahren.
In vielen peripheren Regionen ist der Tourismus schon längst zum bedeutendsten Wirtschaftssektor aufgestiegen. Die enge Vernetzung vieler Betriebe in einem Erwerbszweig bezeichnet man als Cluster.
Dieser heute sehr populäre Begriff hat auch eine historische Dimension, auf die der Salzburger Wirtschaftshistoriker Christian Dirninger verweist. So waren auch die historischen Salzregionen clusterartig organisiert. Denn Geld und Besitz waren traditionell jene Elemente, die in Regionen und Dörfern über den sozialen Status bestimmten. Im alten Dorf definierten sich die Eliten laut dem der Salzburger Historiker Hanns Haas vor allem durch die Verfügungsgewalt über Güter und Menschen.
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