Alles Walzer?
Opernball
Diese Woche bat Leporello seine Gesprächspartner um eine Wortspende zum Thema "Opernball". Für den Liedermacher Reinhard Liebe, am Ballabend in der Alten Schmiede mit Märchen zu hören, ist er nicht mehr der Fokus kapitalistischen Geschehens.
8. April 2017, 21:58
Liebe, Poier, Tobisch, Melzer, Sturm, Machacek und andere
Gute Linkswalzer-Kenntnisse, Frackzwang, das Jungdamen- und Jungherrenkomitee, Demonstranten - die Stichworten des Wiener Opernballs wurden heuer um ein neues erweitert: Rauchverbot -davon ausgenommen sind nur Vestibül und die beiden Rauchsalons am Balkon. Leporello fragte diese Woche seine Gesprächspartner, welche Relevanz der viel gerühmte "Ball der Bälle" - heuer in Orange gehalten - für sie hat.
3. Februar 2005: Die klassische Dart-Scheibe
An den Opernball erinnere ich mich gerne, weil der über Jahrzehnte meines Lebens als Linker die klassische Dart-Scheibe war, an der man alles, was man am Kapitalismus nicht mochte, hinprojizieren konnte - und dann drauf schießen.
Der Opernball hat für mich heute nichts mehr so Glanzvolles wie früher; das ist nicht mehr der Fokus des kapitalistischen Geschehens und der oberen Zehntausend, er ist einfach ein Gerade-noch-Medienereignis. Wollte ich meine Aggressionen gegen die Konsumgesellschaft loswerden, dann würde ich zu den Wurzeln der Protestbewegung zurückgehen, wo man vor den Repräsentationsgebäuden der Boulevardpresse aufmarschiert ist, was meiner Meinung nach sinnvoller ist als beim Opernball.
Reinhard Liebe, Liedermacher und Psychotherapeut
3. Februar 2005: Direktionsloge
Ich habe gehört, es gibt diese Direktionsloge zu ersteigern für den Opernball, die normal ja nicht besetzt werden darf - 15 oder 20.000 Euro kostet die. Wenn ich ganz ehrlich bin, ich hätt' sie gern genommen, aber das Problem ist: ich hab' keinen Platz daheim.
Alf Poier, Song Contest Teilnehmer
3. Februar 2005: Faschingsunterhaltung
Also vor allem ist es doch eine Veranstaltung im Fasching. Und ich hab mich immer dagegen gewehrt, aus dem Opernball etwas zu machen, das so den Stellenwert des Begräbnisses von Karl V. hat. Es ist eine Faschingsunterhaltung. Lassen wir's dabei.
Lotte Tobisch, Grande Dame
2. Februar 2005: Reinschummeln
Opernball finde ich total super. Das was man im Fernsehen sieht, ist vollkommen zum Kotzen. Ich war selber schon, glaube ich, dreimal am Opernball und zwar immer aus Riesenzufällen. Ich habe nie eine Karte gelöst. Ich war immer nach 12:00 Uhr gratis drinnen.
Mir ist aufgefallen, natürlich gibt es diese widerlichen Society-Seiten, die platt getreten werden bis zum Geht-nicht-Mehr, aber am Opernball findet man auch irrsinnig viele Wiener, die - so kommt es einem vor, man kennt das eher aus der Mundl-Serie - die sich einfach echt die Kohle zusammensparen das ganze Jahr und dann mit ihrem wunderbaren Outfit - irrsinnig herzig! - zum Opernball gehen.
Unten, da gibt es einen Heurigen, man kann beim Heurigen sitzen und schunkeln. Und man sieht einfach: 4.000 Leute können nicht High Society sein! Da sind totale Kaisermühlen-Blues-Typen dort. Ich war jetzt schon lang nicht mehr, aber ich habe mit einer Freundin ausgemacht, dass wir uns heuer wieder reinschummeln. Dann haben wir halt den Sekt und den Wodka und dergleichen im Rucksack und haben einen super Abend.
Christian Melzer, Initiator KunstCocktail
2. Februar 2005: Zweischneidige Sache
Der Opernball? Der Opernball ist einerseits eine Sache, die von Wien nicht wegzudenken ist. Er ist sehr wichtig für Wien und eine wunderschöne Angelegenheit. Andererseits gibt es sehr viele Gegenstimmen, die muss man meiner Meinung nach auch hören. Insofern eine zweischneidige Sache.
Thomas Sturm, Architekt und Jury-Mitglied des KunstCocktail-Bar-Design Wettbewerbes
2. Februar 2005: Ein Stück Österreich
Ich muss zugeben, ich habe zum Opernball eigentlich gar keine Beziehung. Gleichzeitig ist es als Österreicher doch aber schwer, dazu gar keine Beziehung zu haben. Es ist sicherlich ein Stück Österreich, das, wie die Oper an sich, die Staatsoper, dazugehört. Was da jedes Jahr drumherum passiert, halte ich für übertrieben.
Aber ich habe selbst eigentlich nicht wirklich einen Zugang dazu, war noch nie dort, denke auch nicht, dass ich in den nächsten Jahren hingehen werde. Aber es gehört einfach zu Österreich. Wie viele andere Dinge auch, gehört es dazu.
Leopold Machacek, Brand Manager von Bombay Sapphire
1. Februar 2005: Nur Roman
Ich habe mir vorgenommen, mich zum Thema Opernball nur dann zu äußern, wenn damit mein Roman gemeint ist, und nicht der wirkliche Opernball.
Josef Haslinger, Autor des Romans "Opernball"
1. Februar 2005: Nicht wichtig genug
Zum Opernball fallt mir nicht sehr viel ein. Es ist mir eigentlich ziemlich wurscht, war mir immer wurscht, mir war auch die Demo immer wurscht. Sonst fällt mir ein, dass mein Freund Josef Haslinger einen packenden Roman über den Opernball geschrieben hat. Da finde ich, dass er auf eine ironische Weise, natürlich mit diesem Schrecken der dort passiert, dass er gewisse Sachen auf den Punkt bringt. Sonst fallt mir zum Opernball ehrlich gesagt nicht viel ein. Das ist mir nicht wichtig genug.
Bertl Mütter, Posaunist
Mehr zu Bertl Mütter in oe1.ORF.at
Download-Tipp
Ö1 Clubmitglieder können die Sendungen der Woche komplett jeweils am Freitag nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Links
Wiener Staatsoper - Der Opernball
KunstCocktail
Bombay Sapphire
Alte Schmiede - Programm
Alf Poier