Anti-Angiogenese
Tumore "aushungern"
Am 26. Feber dieses Jahres wurde in den USA das völlig neuartig wirkende Krebsmedikament Avastin zugelassen, zur Behandlung von Darmkrebs in Kombination mit Chemotherapie. In den nächsten Wochen soll die Zulassung in Österreich erfolgen.
8. April 2017, 21:58
Mit der Zulassung dieses Medikamentes steht nun - neben der Operation, der Strahlentherapie und der Chemotherapie - die 4. Säule der Krebsbekämpfung: die so genannte Anti-Angiogenese.
Das Prinzip: Das Wachstum der Blutgefäße im Tumor wird blockiert und der Krebs sozusagen "ausgehungert". Ohne die über die Blutbahn transportierten Nährstoffe und den Sauerstoff kann der Tumor nicht wuchern. So die simple Theorie. Die Praxis ist weit schwieriger. Denn noch sind die Vorgänge bei der Neubildung von Blutgefäßen nicht ganz verstanden.
Zentraler Angriffspunkt
Eines steht fest: Ein zentraler Angriffpunkt für die neue Therapieform ist ein ganz bestimmtes Protein: Das VEGF, der Vaskuläre Endothele Wachstumsfaktor. Über ihn wird die Gefäßneubildung gesteuert.
Deswegen setzten Medikamente der antiangiogenetischen Krebstherapie genau hier an. Im Jahr 1989 wurde VEGF entdeckt. Exakt 15 Jahre später ist nun das erste VEGF- hemmende Medikament auf dem Markt. Wunderwaffe ist es aber keine, sagt der Freiburger Krebsforscher Hellmut Augustin von der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg.
Gute Behandlung, aber keine Heilung
Die Antiangiogenese - eine äußerst gut verträgliche, nahezu nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode - wirkt am besten in Kombination mit anderen Krebstherapien.
Eines ist klar: Krebs heilen können antiangiogenetische Mittel nicht.
Um dem Krebs möglichst wirkungsvoll zu Leibe rücken zu können, muss er von möglichst vielen Seiten attackiert werden: das unkontrollierte Zellwachstums muss gehemmt werden, ebenso die Blut - Gefäßneubildung und die Metastasierung, also die Bildung von Tochtergeschwülsten.
Gefördert hingegen muss der Zellselbstmord werden, die so genannte Apoptose, sagt der Freiburger Krebsforscher Dieter Marmé.
Die ideale Krebstherapie
Die ideale Krebstherapie wäre eine, die ganz individuell auf den einzelnen Patienten zugeschnitten ist, auf seinen ganz spezifischen Tumor.
Judah Folkman, der Pionier der Antiogenese-Forschung denkt beim Kampf gegen Krebs schon weit in die Zukunft voraus. Die Antiangiogenese könnte vor allem zur Krebsvorbeugung eingesetzt werden, so Folkman.
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