Stadtentwicklung in Buenos Aires

Megalopolis am Rio de la Plata

Die Stadt Buenos Aires zählt etwa drei Millionen Einwohner, der Großraum Buenos Aires mehr als zehn Millionen. Drei Jahre nach der letzten großen Wirtschaftskrise muss sich die Stadt neu definieren. Erste Initiativen versuchen, in kleinen lokalen Projekten neue Impulse zu setzen.

Statement des Planungskoordinators Juan Abal Medina

Buenos Aires ist eine bunte, schrille, pulsierende Metropole - auch drei Jahre nach der letzten großen Wirtschaftskrise, die das Land und ganz besonders die Hauptstadt erschüttert hat. Viel hat sich verändert in dieser Zeit, aber erste Initiativen versuchen bereits wieder, neue Impulse für die Weiterentwicklung der Stadt zu setzen.

Der "Strategische Plan 2010"

Ein Beispiel ist der "Strategische Plan 2010" der Stadt Buenos Aires. Ein Komitee - zusammengesetzt aus Mitgliedern der Verwaltung, der Privatwirtschaft und NGOS - diskutiert seine Ausrichtung. 2010 ist als Zielpunkt für eine Reihe von Stadtentwicklungsprojekten angepeilt, da sich dann die erste Unabhängigkeitserklärung der argentinischen Republik zum zweihundertsten Mal jährt. Planungskoordinator Juan Abal Medina dazu:

"Den Mitarbeitern des 'Strategischen Plans' geht es einerseits um konkrete Probleme wie die Gesundheitsversorgung, die Bildung oder die Abfallentsorgung - und andererseits auch darum, der Stadt zu einem neuen Profil zu verhelfen".

Buenos Aires und seine Vorreiterrolle

Lange Zeit hatte Buenos Aires eine Vorreiterrolle unter den lateinamerikanischen Städten. Dafür verantwortlich war unter anderem die Lage der Stadt. Am Süden des Rio de la Plata, der riesigen Flussmündung von Rio Panama und Rio Uruguay, nahe dem Atlantischen Ozean, hatte Buenos Aires immer intensive Schiffsverbindungen zu Europa.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es außerdem eine aktive Einwanderungspolitik. Die vielen Europäer, die aktiv nach Argentinien geholt wurden, um das Land zu besiedeln, blieben aber zum überwiegenden Teil in der Hafenstadt. So wurde Buenos Aires bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die am stärksten europäisch beeinflusste Stadt Lateinamerikas.

Zusammenbruch durch Wirtschaftskrise

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte es eine starke Binnenmigration im Land gegeben. Aus ganz Argentinien waren Menschen in die aufstrebende Hauptstadt gezogen. Mit dem Ende großer Teile der industriellen Produktion in der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg sind jedoch ganze Viertel verarmt, und es kam zu immer stärker werdenden sozialen Problemen.

Durch die Wirtschaftskrise 2001 ist die einstige Hochburg des Finanz- und Dienstleistungssektors endgültig zusammengebrochen. Die Industrietradition, die den Aufstieg Buenos Aires' mitbegründet hatte, war davor schon längst Geschichte gewesen.

Und heute?

Heute gilt die Metropole am Rio de la Plata nach wie vor als "europäischste" aller lateinamerikanischen Städte - mit großer Anziehungskraft. Der Großraum Buenos Aires wächst nahezu unkontrolliert. Fast sieben Millionen Menschen pendeln täglich aus den Randbezirken und Vororten zur Arbeit ins Zentrum und zurück. Eine funktionierende Infrastruktur dafür bereitzustellen, ist dabei allerdings nur eines der vielen Probleme, an denen die Stadtplaner arbeiten.

Die Zukunftsaussichten

Der "Strategische Plan 2010" läuft jedenfalls auf Hochtouren. Erste Erfolge werden vorerst aber nur in kleinen lokalen Projekten erzielt. Für große städtebauliche Entwicklungen oder gar Gesamtlösungen - so wird vielfach kritisiert - fehlt es jedoch nicht nur an Visionen, sondern auch am Geld und Willen der zuständigen Behörden, miteinander zu kooperieren. Erst die nächsten Jahre werden zeigen, ob es sowohl politische, als auch finanzielle Unterstützung gibt, Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen.

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Links
Buenos Aires - dt. Infos des Goethe-Instituts
Argentinien - dt. Seite