Ambronay feiert Charpentier
A la francaise
Von Wien per Bahn oder Flugzeug nach Genf, von dort aus mit dem Zug ins französische Amberieu. Danach noch wenige Kilometer mit dem Bus. Die Reise nach Ambronay in Südfrankreich scheint beschwerlich, sie lohnt sich für Freunde der Alten Musik aber auf jeden Fall.
8. April 2017, 21:58
Heuer feiert das Festival für Alte Musik in der kleinen französischen Stadt Ambronay seinen 25. Geburtstag. Alain Brunet, Mathematiklehrer, hatte vor über einem Vierteljahrhundert ein Schlüsselerlebnis. In einer kleinen Kirche der Gegend trat der berühmte britische Countertenor Alfred Deller mit Liedern von Dowland und Zeitgenossen auf. Brunet war so begeistert, dass er beschloss ein Festival für die Musik früherer Jahrhunderte zu organisieren.
Renommiertes Festival
Heute, nach vielen Jahren, kann er auf eine stolze Geschichte zurückblicken. Ensembles wie Les Arts Florissants unter William Christie, Jordi Savall, Gèrard Lesne mit Il Seminario Musicale, Rinaldo Alessandrini mit seinem Concerto Italiano, Ton Koopman mit dem Amsterdam Baroque Orchester
Die Reihe der renommierten Künstler, die in Ambronay auftraten lässt sich quasi unendlich fortsetzen.
Zusätzliche Ausbildungschine
1993 kam zu den Konzerten noch die "Académie baroque européenne" hinzu. In dieser Akademie haben junge Sänger und Musiker aus ganz Europa (auch Österreicher haben daran teilgenommen) die Möglichkeit mit einem "Star" der Szene Orartorien oder Opern zu erarbeiten. Diese meist szenischen Produktionen werden dann im Festival präsentiert.
Im Zeichen von Charpentier
Heuer steht natürlich Musik von Marc-Antoine Charpentier (er starb vor 300 Jahren) auf dem Programm der "Académie baroque européenne". Unter der Leitung von Christophe Rousset (übrigens gerade neu auf CD mit ihm erschienen: Lully "Roland", E-Mail). werden die Kurzopern "Acteon" und "Les Arts Florissants" erarbeitet. Für die Organisatoren des Festivals hat sich das Engagement für den Nachwuchs gelohnt. Aus den Teilnehmern der Akademie formieren sich immer wieder neue Ensembles, die beim Festival auftreten können.
Christie-Festspiele
Das kommende Wochenende steht in Ambronay ganz im Zeichen der 300. Todestages von Marc-Antonie Charpentier. Wer könnte dieses runde Gedenkjahr besser würdigen, als William Christie mit seinen "Les Arts Florissants". Christie hat vor 25 Jahren begonnen, Werke dieses genialen Komponisten, der viele Jahre im Schatten Jean-Baptiste Lully stand, wieder neu zu entdecken. Man kannte Charpentier bis dahin ja lediglich durch die Kennmelodie das Eurovision, die aus dem "Te Deum" stammt.
Gerade dieses "Te Deum" sowie Musik zum Totenoffizium ist in Ambronay mit William Christie und seinem fulminanten Ensemble zu hören. Am kommenden Sonntag wird Jordi Savall seine Hommage à Charpentier mit einem Programm unter dem Motte "O virgo dulcis Maria" gestalten. Weiters noch an diesem Wochenende in Ambronay vertreten: Hervé Niquet mit seinem Concert spirituel.
Also: eine Reise lohnt sich wirklich!!!