Ein Leben für die Musik

Andrea Seebohm

Andrea Seebohm arbeitet schon früh als Musik-Kritikerin. Vom “Kurier“ wechselt sie zum ORF, wo sie 1989 Leiterin der Radio-Hauptabteilung Musik wird. Mit der Orchester-Reform führt sie das bis 2003 von ihr geleitete Radio Symphonie Orchester erfolgreich in die Zukunft.

Andrea Seebohm

“Für mich ist das Radio ein ganz wichtiges Medium für die Darstellung des Musiklebens, die musikalische Information. Musik ist auch Information, kulturelle Information, und für mich genauso wichtig wie die Nachrichten.

Andrea Seebohm wurde am 20. Dezember 1941 in Lissabon geboren. Ihr Vater war deutscher Diplomat und ihre Mutter Engländerin. Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Österreich, wo sich ihre Eltern getroffen hatten, zurück.

Junge Musik-Kritikerin

Nach der Matura studierte Andrea Seebohm in Wien Germanistik und Musikwissenschaften und begann noch während ihrer Studienzeit ihre journalistische Karriere. Von Karl Löbl, dem damaligen Kulturchef des “express“, wird sie mit nur 22 Jahren als Musik-Kritikerin angestellt.

Im Jahre 1971 kommt Seebohm zum “Kurier“ und wird dort fest angestellte Kultur-Redakteurin und Musik-Kritikerin. Schon 1974 beginnt Andrea Seebohm für den ORF zu arbeiten. Als Moderatorin präsentiert sie am Wochenende das “Stereokonzert“ im ORF-Fernsehen. Sie bleibt jedoch weiterhin Redakteurin beim “Kurier“.

Leiterin der Radio-Hauptabteilung Musik

Erst im Jahre 1982 holt sie der damalige Generalintendant Gerd Bacher endgültig zum Österreichischen Rundfunk. Dort wird sie Musikchefin im Studio Wien und bleibt sechs Jahre auf dem Posten.

1989 wird Andrea Seebohm Leiterin der Radio-Hauptabteilung Musik und ist nun für sämtliche Ö1-Musiksendungen und das ORF-Symphonieorchester zuständig. Doch schon bald werden zwei Abteilungen daraus gemacht und Andrea Seebohm wird die Hauptabteilung Symphonieorchester anvertraut. Die Musikredakteure kommen als Musikredaktion zu Ö1.

Leiterin des Radio Symphonie Orchesters

Unter Andrea Seebohms Leitung entstanden neue Sendungen, wie die Weltmusiksendung “Von fremden Ländern und Menschen“ und “Spielräume - Musik aus allen Richtungen“, wo etwa der Jazz nach der Ö3-Reform eine neue Heimat fand.

Als Musikchefin und Leiterin des Orchesters musste Andrea Seebohm immer wieder gegen den Rotstift der Geschäftsleitung ankämpfen. So kam 1994 das Aus für den ORF-Chor. Auch beim Orchester musste immer wieder gespart werden, doch es ist ihr zu verdanken, dass es bleiben konnte. Seebohm ist der Ansicht, dass es eine Schande wäre, wenn im Musikland Österreich ein Symphonieorchester zugesperrt würde. Doch sie fand immer wieder Lösungen, die den Bestand des ORF-Orchesters sicherten. So holte sie mit Pinchas Steinberg, Russel Davies und Bertrand de Billy - dem gegenwärtigen Chefdirigenten - drei neue Chefdirigenten nach Wien. Mitte der neunziger Jahre leitete sie eine umfangreiche Reform des Orchesters ein.

Erfolgreiche Orchester-Reform

Da die traditionelle Rolle eines Radio-Orchesters überholt war; konzentrierte sich das nunmehrige Radiosymphonie Orchester Wien nun verstärkt auf zeitgenössische und besonders österreichische zeitgenössische Musik und Musikproduktionen.

“Ich denke es ist gelungen, mit einer wirklich einschneidenden Orchester-Reform wie sie in Österreich noch nie durchgeführt worden ist, etwas zu machen, das eine neue Schubkraft hatte. Ich denke und sage das voller Stolz, dass diese Orchester in den letzten Jahren zu einem Spitzen-Ensemble im Vergleich zu allen anderen europäischen Orchestern geworden ist.“

2003 geht Andrea Seebohm in Pension.