Steirische High Tech statt Idylle

"Frisch, saftig, steirisch"

Die Oststeiermark ist an den europäischen Obstmärkten zu einem beachtlichen Mitspieler geworden. "Frisch, saftig, steirisch" soll zu einer internationalen Marke werden, wenn auch in Italien oder Frankreich zehnmal so viele Äpfel geerntet werden.

Interview mit Einkaufschef Lothar Biebrich (ADEG-Edeka)

In Österreich werden allein für Äpfel über 85 Millionen Euro ausgegeben, mit einem Anteil von knapp 20 Prozent liegen sie an erster Stelle, knapp vor den Bananen. Und zu 90 Prozent wird Obst in den Supermärkten verkauft, der Ab-Hof-Verkauf spielt nur eine ganz kleine Rolle.

Marktleader Oststeiermark

Das Zentrum des österreichischen Erwerbsobstbaues liegt in der Oststeiermark, inmitten einer idyllischen Hügellandschaft. Von den 4.611 österreichischen Obstbaubetrieben liegen mehr als die Hälfte, 2537 in der Steiermark. Die Zahl der Betriebe ist in ganz Österreich, aber auch in der Steiermark in den vergangenen zehn Jahren zurückgegangen, die bebaute Fläche ist aber größer geworden. Zeichen des Strukturwandels. Zu drei Viertel werden in der Steiermark Äpfel und Birnen kulitiviert, der Rest sind Steinfrüchte und Beeren.

Die Obstanbaufläche beträgt in Österreich 11.600 Hektar, 7.800 davon liegen in der Steiermark, sie werden von 2500 Bauern bewirtschaftet. Nennenswerten Erwerbsobstbau haben noch die Bundesländer Niederösterreich, Oberösterreich, das Burgenland und Tirol.

Die steirischen Exportschlager

Steirische Äpfel sind nicht nur im Inland beliebt, sie sind auch bereits ein beachtlicher Exportfaktor geworden. Sie behaupten sich gut gegen die Konkurrenten aus Italien oder Frankreich, wo zehnmal so viel geerntet wird. Jeder zweite steirische Apfel geht in den Export - nach Deutschland, England oder Skandinavien, insgesamt in 18 Länder.

High Tech bei der Erzeugung

Die Methoden der Apfelernte, der Lagerung und des Marketing haben bereits industrielle Dimensionen erreicht. Zwischen Erzeugung und Verkauf liegen acht Verpackungs- und Lagerbetriebe, eine hochtechnische Angelegenheit.

Äpfel im Winterschlaf

Die Atmosphäre in den Lagerzellen mit einer Kapazität bis zu 500 Tonnen Äpfel besteht fast nur aus Stickstoff, die Temperatur liegt bei einem Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit über 90 Prozent. Damit werden die Äpfel in eine Art Winterschlaf versetzt, sie können so zehn Monate gelagert werden.

In Wasserstraßen geflutet und sortiert

Tafeläpfel dürfen keine Druckstellen aufweisen. Schon beim Pflücken werden sie in gepolsterte Pflückkörbe gelegt. Man kann sie daher auch nicht so einfach aus den Lagerboxen schütten. Sie werden im Wasser geflutet und in Wasserstraßen sortiert. Das geschieht mittels einer Kamera, die bei jedem einzelnen Apfel 29 Merkmale wie Größe, Farbe, allenfalls Beschädigung erfasst und jeden Apfel in die zugehörige Wasserstraße leitet.

Pro Stunde 18 Tonnen Äpfel

Auf diese Weise können pro Stunde 18 Tonnen Äpfel sortiert und verpackt werden. Der Handel verlangt "just in time"-Lieferungen, das heißt, einlangende Bestellungen werden schon am nächsten Morgen zugestellt.

Eine durchgehende Organisation also vom Obstgarten bis zum Regal im Kaufhaus. Nur so kann man bei den Preisverhandlungen mit den großen Handelsketten bestehen.

Die Fruit Logistica in Berlin

Internationale Kontakte werden jedes Jahr auf der größten Obstmesse der Welt, der Fruit Logistica in Berlin geschlossen und gepflegt. Am Stand der steirischen Obstbauern - sie sind die einzigen Österreicher in Berlin - trifft man die Einkaufschefs aller großen Handelsketten Deutschlands.

Einer der Besucher ist der für Obst zuständige Einkaufschef der Handelskette ADEG Edeka, Lothar Biebrich. Er weiß, was der Handel erwartet. Neben Qualität und zuverlässiger Lieferung ist vor allem das einheitliche Auftreten wichtig, in der Werbung, in der Logistik und bei den Preisen, bei nur vier Prozent Marktanteil in Europa.

Da auf den Märkten vor allem auch Vielfalt gefragt ist, plant man künftig, nicht nur frische Äpfel oder Konzentrat auf den Markt zu bringen, sondern auch Marmelade oder Apfelriegel.