Sichere Vorhersagen

Speiende Schlote

Die aktiven Vulkane sind immer noch eine unberechenbare Naturgewalt. Die letzten Vulkanausbrüche in Japan und Italien wurden zwar vorausgesagt. Beim heutigen Stand der Technik können aber noch keine langfristigen Vorhersagen getroffen werden.

Er grollt und sein Kegel ist immer wieder von einer weißen Rauchwolke umgeben: der Vulkan Pacaya in Guatemala. Der Vulkan vor den Toren der Hauptstadt ist einer von 33 Vulkanen in Guatemala. Vier davon sind aktiv. Sie sind Teil einer langen Vulkankette, die sich von Mexiko bis Panama an der Pazifikküste entlang zieht.

Die ozeanische Platte des Pazifiks taucht hier unter die amerikanische Kontinentalplatte ein und schiebt die Ozeankruste als Vulkane nach oben. Guatemala lebt mit der ständigen Bedrohung eines Ausbruches. Zuletzt wurden 1929 beim Ausbruch des Santiaguito 1.000 Menschen getötet.

Drei Beobachtungsmöglichkeiten

Es gibt drei Möglichkeiten Vulkane zu beobachten, schildert Rüdiger Escobar von Conred, der Nationalen Koordinierungsstelle zur Katastrophenprävention in Guatemala. Die Seismografen, die installiert sind, dazu kommt noch eine Messung des Gases, das ausgestoßen wird und die visuelle Beobachtung in Hinblick auf Asche oder Ausstoß von Wolken, Gas und Dampf.

Messung vom Hubschrauber aus

Früherkennung von Vulkanausbrüchen ist möglich, sind die Geophysiker der Geologischen Bundesanstalt in Wien überzeugt. Wenngleich es schwer sein wird, vorherzusehen, wie groß der Ausbruch sein wird. Über Jahre hinweg Vorhersagen zu machen, ist derzeit noch unmöglich.

Die Wissenschafter versuchen völlig neue Methoden zu entwickeln,. Von einem Hubschrauber aus messen die Forscher das Magnetfeld und vergleichen die Daten über Jahre hinweg, um Veränderungen festzustellen. Wenn das Gesteinsmaterial im Untergrund erhitzt wird, nimmt das Magnetfeld ab - und es sind Rückschlüsse auf Aufschmelzungen möglich, sagt Robert Supper von der Geologischen Bundesanstalt in Wien.

Umwelt als Auslöser

Hans-Ulrich Schmincke meint, eines der wichtigsten Forschungsthemen der nächsten Jahre wird die Auswirkung der Umwelt auf vulkanische Prozesse sein.

Schmincke hat die internationale Vulkanismusforschung jahrzehntelang geprägt, nicht nur als Direktor der Abteilung Vulkanologie und Petrologie bei GEOMAR in Kiel, sondern auch als Generalsekretär der Internationalen Vulkanologen-Gesellschaft. Mit seinem Buch "Vulkanismus", das in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen ist, schrieb er einen Klassiker der Vulkanologie.

"Wir wissen heute, dass viele Vulkaneruptionen durch die Wechselwirkung mit der Umwelt ausgelöst werden - zum Beispiel zwischen dem aufsteigenden Magma und dem Grundwasser oder dem Meerwasser. Darüber hinaus finden viele Vulkanausbrüche dann statt, wenn es stark geregnet hat." Das Oberflächenwasser dringt in einen Vulkan ein und eine Eruption resultiert aus der plötzlichen Verdampfung des Wassers.

Warnzeichen sehen

Als im November 1985 der Vulkan Nevado del Riuz in Kolumbien ausbrach, wurde eine blühende Stadt total zerstört. 23.000 Tote waren die Folge des verheerenden Ausbruchs. Die Bevölkerung hätte evakuiert werden können, wenn sie rechtzeitig informiert worden wäre.

"Es gibt viele Anzeichen vor einem Ausbruch: Erdbeben unter einem Vulkan, das Anschwellen, eine starke Entgasung und Aufheizung. Das kann man vom Boden und zunehmend von Satelliten aus messen. Pinatubo 1991, Mount St. Helen 1980 und viele andere - sie räuspern sich oft Monate vor dem Ausbruch", meint Schmincke. Und er fügt mit anderen Worten hinzu: "Hier ist eine Naturgefahr par excellence, die man bewältigen kann." Die Umsetzung - politisch, administrativ und finanziell - ist ein anderes Problem.

Buch-Tipp
Hans-Ulrich Schmincke, "Vulkanismus", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, ISBN 3534141024

Links
Forschungszentrum für Marine Geowissenschaften
Geologische Bundesanstalt