Von Saulus zu Paulus
Die Geschichte eines Gewandelten
Ursprünglich kämpft Saulus unerbittlich gegen die Urchristen-Gemeinde. Nach dem Damaskus-Erlebnis wird aus Saulus schließlich Paulus. Diese Wandlung hat Händel in seinem Oratorium "Saul" musikalisch umgesetzt.
8. April 2017, 21:58
Wie die Apostelgeschichte (9, 15) berichtet, hat Jesus Christus Paulus "zum Werkzeug auserwählt". Paulus soll Christi Namen "vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel tragen". Konkret bedeutet das: Er soll Jesus Christus in der ganzen Welt bekannt machen. Wer war nun dieser Paulus? Ursprünglich hieß er nicht Paulus, sondern Saulus. Er wird zwischen 5 und 15 in Tarsus geboren und entstammt einer jüdischen Familie der Diaspora mit römischem Bürgerrecht. Saulus ist ein eifriger Pharisäer und wird in Jerusalem zum Schriftgelehrten ausgebildet.
Junger, zorniger Christen-Verfolger
Dieser leidenschaftliche junger Mann im Alter zwischen 20 und 30 Jahren kämpft zunächst voller Hass gegen die Urchristen-Gemeinde. Und er unterlässt nichts, um sie zu vernichten. Dabei ist Saulus fest davon überzeugt, auf Gottes Seite zu stehen und diesem mit seinen Taten zu dienen.
"Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?"
Saulus meint, Gottes Willen zu kennen und danach zu handeln - bis zu jenem Tag, der sein Leben völlig verändern wird: Saulus ist an diesem Tag auf dem Weg nach Damaskus. Er will dort alle Christen gefangen nehmen und nach Jerusalem bringen. Kurz vor Damaskus blendet ihn plötzlich ein helles Licht. Er fällt zu Boden und hört eine Stimme: "Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?" Erschrocken fragt Saulus: "Herr, wer bist du?" Die Stimme antwortet: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh auf, geh in die Stadt Damaskus. Dort wird man dir sagen, was du tun sollst." Saulus gehorcht und lässt sich, da er nichts mehr sehen kann, nach Damaskus bringen.
Aus Saulus wird Paulus
Nach drei Tagen kommt ein Mann aus der Christen-Gemeinde in Damaskus zu ihm. Hananias, so sein Name, hat Angst. Denn er weiß, dass Saulus ein Christen-Verfolger ist. Aber Jesus ist ihm erschienen und hat ihn zu Saulus geschickt. Hananias legt nun Saulus die Hände auf und segnet ihn. Da sieht Saulus plötzlich wieder und lässt sich taufen. Erstaunlich: Ausgerechnet einen seiner schlimmsten Verfolger hat Jesus zum "Werkzeug" erwählt.
Der bedeutendste Apostel
Und Paulus wird nach dem Damaskus-Erlebnis, ohne Jesus persönlich gekannt zu haben, zu dessen bedeutendstem Apostel: Er löst das Evangelium aus der gesetzlichen Enge des palästinensischen Judentums und verbreitet es in der hellenistischen Welt. Paulus betont die Bedeutung des Alten Testaments - und hebt die Verbindung mit den Judenchristen nicht auf. Durch seine Missionsreisen und Briefe steht Paulus in engem Kontakt mit den Heidenchristen in Kleinasien und Griechenland. Und er kämpft gegen die Überfremdung der neuen christlichen Lehre mit gnostischen und hellenistisch-orientalischen Elementen.
Ein Opfer von Neros Christenverfolgung
Zuletzt wird Paulus auf Betreiben seiner jüdischen Gegner in Jerusalem gefangen genommen. Da er als römischer Bürger an den Kaiser appelliert, wird er schließlich als Gefangener nach Rom gebracht. Vermutlich wurde er dort ein Opfer der Christenverfolgung unter Kaiser Nero.