Frauen sind dem Wetter gegenüber sensibler
Wetterfühligkeit und Klimawandel
Dass das Wetter die Menschen beeinflusst, ist klar. Wie dies vor sich geht, weiß allerdings niemand. Theorien gibt es viele - beweisbare Erklärungsmodelle keine. Zum Start des Ö1 Themenschwerpunktes "risiko:dialog - Leben mit dem Klimawandel".
8. April 2017, 21:58
Je nach Untersuchung geben bis zu 50 Prozent der Bevölkerung an, dass klimatische Umstände Gesundheit und Wohlbefinden beeinflussen. 20 Prozent der Mitteleuropäerinnen und Mitteleuropäer leiden sogar beträchtlich unter bestimmten Wetterbedingungen - Frauen sind drei Mal häufiger betroffen als Männer.
Die möglichen Beschwerden sind mannigfaltig: Müdigkeit und Konzentrationsschwächen, starke Blutdruckschwankungen - nach oben oder unten, Narben- und Phantomschmerzen, Migräne und andere Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen und Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Hitzewallungen, etc. Oder denken Sie nur an Menschen mit Rheuma oder Patienten mit einem Herzinfarkt - diese und viele weitere Erkrankungsbilder können durch das Wetter verschlechtert werden.
Verschiedene Reaktionen auf Wetterwechsel
Fachleute unterscheiden zwischen der Wetterfühligkeit und der Wetterempfindlichkeit.
Wetterfühlige Menschen haben eine erniedrigte Reizschwelle gegenüber klimatischen Veränderungen. Die Regulationssysteme ihres Organismus werden durch Wetterveränderungen zu stark aktiviert. Reaktionen wie Müdigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen etc. sind die Folge.
Bei wetterempfindlichen Personen werden bereits bestehende Organschwächen - die im Laufe des Lebens durch Krankheiten, Unfälle etc. entstanden, durch Wetterfaktoren negativ beeinflusst.
Was tun?
Die Behandlung all dieser Beschwerden ist nicht so einfach, da jede betroffene Person ein individuelles Empfindlichkeitsmuster aufweist.
Ziel aller therapeutischen Maßnahmen ist eine Stärkung der körperlichen und seelischen Konstitution. Hilfreich sind aktive Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Qi Gong, Yoga etc. Auch "Abhärtung" durch z.B. Kneippen kann die Empfindlichkeit dem Wetter gegenüber abschwächen. Bewährt haben sich auch Akupunktur und Homöopathie.
Klimawandel und Gesundheit
Was geschieht nun, wenn die Prognosen der Umweltforscher zutreffen und sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten beträchtlich verändert? Wird es dann noch mehr Wetterfühlige geben? Schwer zu prognostizieren.
Folgende Auswirkungen eines wärmeren Klimas in Mitteleuropa sind allerdings recht wahrscheinlich: Weitere Hitzeperioden wie im Rekordsommer 2003 werden auch in Österreich Hunderte Hitzeopfer fordern. So starben zwischen 1990 und 2004 in Wien während Hitzeepisoden täglich durchschnittlich vier bis sieben Personen mehr als an anderen Tagen. Folgen auf Hitzetage warme Nächte, ist die Sterberate noch höher. Die fehlende nächtliche Abkühlung verringert die für die Gesundheit wesentliche nächtliche Erholung.
Neue Allergien?
Steigende Temperaturen schaffen auch Lebensbedingungen für neue Pflanzen und damit für neue Allergene. Außerdem werden durch die Umweltbelastung viele Pollen noch aggressiver. Gemeinsam mit der Zunahme des bodennahen Ozons wird dies somit wahrscheinlich zu einer Erhöhung der Rate an Allergien und anderen Atemwegserkrankungen führen.
Offene Fragen und Gewissheiten
Ob der Klimawandel tropische Erkrankungen nach Mitteleuropa bringen wird und ob sich die Veränderungen in der Landwirtschaft auf breiter Front negativ auswirken werden - diese und viele andere Fragen sind derzeit noch offen.
Klar ist allerdings, dass manche Teile der Welt nicht mehr bewohnbar sein werden und dass es - z.B. aus tief gelegenen Küstengebieten - zu starken Migrationsbewegungen kommen wird. Außerdem sind heftige Verteilungskämpfe um Trinkwasser und Nahrungsmittel zu erwarten.
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Sie haben auch die Möglichkeit, hier zu posten. Nach der Sendung wird ein Sendungsgast bis etwa 15:15 Uhr Fragen aus dem Forum beantworten.
- Sind Sie wetterfühlig?
- Welche Strategien haben Ihnen gegen wetterbedingte Beschwerden geholfen?
- Welche der Szenarien der Klimaforscher stellen für Österreich eine realistische Gefahr dar?
- Gibt es auch positive Gesundheitsaspekte im Falle einer Klimaerwärmung - Stichwort weniger Grippeepidemien?
Risiko:dialog ist eine Initiative von Radio Österreich 1 und Umweltbundesamt.
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 14. Mai 2007, 14:20 Uhr
Alle Sendungen der Initiative Risiko:dialog der kommenden und vergangenen 35 Tage finden Sie in oe1.ORF.at.
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Risiko:dialog