Stadt mit wechselvoller Geschichte

Buchara, die "Perle Zentralasiens"

Die Stadt an der Seidenstraße zog über die Jahrhunderte nicht nur Kaufleute, sondern auch Abenteurer, Künstler und Gelehrte an. Reiseberichte rühmten die Stadt, die den Beinamen "scherif", "die Edle", trägt, als einzigartig in der islamischen Welt.

Die Geschichte der im heutigen Usbekistan gelegenen Stadt Buchara, deren Name angeblich auf das Sanskrit-Wort für "Kloster", "vihara", zurückgeht, reicht weit in vorislamische Zeit zurück.

Medresen und "Hause"

Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Medrese Nadir Diwan-Begi gehört zu einem Ensemble mit Namen "Laby-Haus", was man etwa mit "beim Wasserbecken" übersetzen könnte. Das 42 mal 36 Meter große und etwa fünf Meter tiefe Bassin ist an allen Seiten von Stufen eingefasst, von uralten Bäumen umstanden und dahinter an drei Seiten von Medresen und einer "Chanaka", einer Pilgerherberge.

Bis ins 20. Jahrhundert gab es Dutzende solcher Wasserbecken in Buchara, dann wurden sie allesamt trocken gelegt.

Aus der Karawanserei wurde eine Medrese

Die Medrese war als Karawanserei errichtet worden, aber bei der Eröffnung war der Emir von dem Bauwerk so beeindruckt, dass er es als heiliges Gebäude bezeichnete.

Der Premierminister verstand das so, dass es entweder in eine Moschee oder in eine Medrese umgewandelt werden müsse. Und so wurde aus der Karawanserei eben eine Medrese. Heute ist sie weder das eine noch das andere, sondern dient wieder profanen Zwecken.

Wechselvolle Geschichte
Im Jahr 1220 eroberte Dschingis Khan nach einer langen Belagerung die Stadt. Er gab sie zur Plünderung frei und ließ 30.000 Einwohner enthaupten. Zusätzlich sorgte eine Feuersbrunst dafür, dass die Oasenmetropole völlig verwüstet wurde.

Nur von einem etwa 100 Jahre vor seiner Eroberung erbauten Turm soll Dschingis Khan so beeindruckt gewesen sein, dass er ihn unversehrt ließ: das fast 50 Meter hohe Minarett Kalan, dessen Sockel einen Durchmesser von 10 Metern hat. Der wuchtige Turm hat mittlerweile fast neun Jahrhunderte überdauert und ist heute das Wahrzeichen von Buchara.

Fausullah Chodschajev, Bucharas tragischer Held

Der erste Regierungschef der Volksrepublik von Buchara und der Republik Usbekistan wurde in einem 1890 erbauten prachtvollen Kaufmannshaus geboren, das seit 1991 Museum ist.

Minus 30 bis plus 50 Grad

Der Sommerraum ist ein lang gestrecktes, luftig hohes Gemach, das mit drei Fenstern aus filigranem Alabaster ausgestattet ist, durch die die Luft zirkulieren kann.

Bei Temperaturen bis zu 50 Grad wird das Leben dadurch wenigstens etwas angenehmer. Im Winter hingegen, wenn das Thermometer auf minus 30 Grad fallen kann, sind kleine Räume gefragt, die man leicht heizen kann.

Das Schicksal der der Familie Chodschajev

In seinem prächtigen Wohnsitz in Buchara ließ Chodschajevs Vater die Inschrift anbringen: "Wer in diesem schönen Haus lebt, ist glücklich". Doch das sollte zumindest auf seinen Sohn nicht zutreffen. Er wurde zwar Regierungschef, nachdem der Emir 1920 nach Afghanistan geflohen und das Land zur Sowjetrepublik geworden war, ließ Schulen und Hospitäler bauen und auch die Elektrifizierung vorantreiben, aber das hinderte Stalin nicht daran, ihn des Separatismus zu beschuldigen. Chodschajev wurde 1938 als "Staatsfeind" angeklagt, verurteilt und hingerichtet. Der Rest der Familie wurde nach Sibirien deportiert. 22 Jahre später kam nur die Tochter zurück, alle anderen waren in Sibirien umgekommen.

So zeigt sich im Schicksal der prominenten Familie Chodschajev wie in einem Brennglas die wechselvolle Geschichte Bucharas. Auch darin, dass Faisullah Chodschajev 1996, genau 100 Jahre nach seiner Geburt, posthum zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt erklärt wurde.

Mehr zu Usbekistan in oe1.ORF.at

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 5. August 2007, 10:06 Uhr

Buch-Tipps
Ella Maillart, "Turkestan solo", aus dem Französischen von Hans Reisiger, Federking&Thaler-Verlag, München 2001

Egon Erwin Kisch, "Asien gründlich verändert", Aufbau-Verlag 1989

Reiseführer besonders für Individualreisende: "Central Asia", Lonely Planet

Judith Peltz, "Usbekistan entdecken", Trescher-Reihe Reisen

Für Kunstinteressierte: Klaus Pander, "Zentralasien", DuMont Reiseverlag