Leben auf Hawaii

Glückliche Inseln!?

Hawaii ist die perfekte Urlaubskulisse. TV-Serien zeigen Traumstrände, Reiseführer versprechen paradiesische Erholung, die Vulkan- und Feuergöttin Pele sorgt für wonniges Gruseln. Aber wie sieht das Hawaii hinter den Kulissen aus?

137 Inseln gehören zum US-Bundesstaat Hawaii, acht davon sind bewohnt. Ungefähr 1,2 Millionen Menschen dürfen sich Hawaiianer nennen, aber nur rund 100.000 davon gehören zu den so genannten Ureinwohnern, den Menschen, die von den im 5. Jahrhundert nach Christus eingewanderten Polynesiern abstammen. Mehr als 40 Prozent der anderen Hawaiianer kommen aus Asien, ungefähr ein Viertel stammt aus Europa, der Rest sind US-Amerikaner.

James Cooks Schicksalsinseln

Die Geschichte Hawaiis verlief aber nicht gewaltfrei, wie denn auch! Wie die Ureinwohner miteinander auskamen, bevor sich ein Europäer an ihren Stränden sehen ließ - vermutlich der Spanier Juan Gaetano 1527 - ist bislang wenig bekannt. Dass diverse Fremde grundsätzlich freundlich aufgenommen wurden, weiß man durch James Cooks Berichte - und durch die Tatsache, dass nach seinem ersten Besuch im Jänner 1779 die Syphilis auf den Inseln wütete. In den 80 Jahren danach starben fünf Sechstel der Hawaiianer an den Folgen.

Aber das wurde James Cook nicht zum Verhängnis, als er im Februar 1779 nach einem Sturm noch einmal auf die freundlichen Inseln zurückkehrte. Er wollte seine durch einen Sturm schwer beschädigten Schiffe reparieren. Vielleicht war es ein Missverständnis, vielleicht aber fühlten sich die Hawaiianer provoziert: Es ging um ein ausgeborgtes oder geklautes Boot. Die Hawaiianer fühlten sich betrogen und griffen die Weißen an. Ein Teil der Matrosen und James Cook selber wurden getötet. Das geschah am 14. Februar 1779.

Glücklose Königin Liliuokalani

Die weitere Geschichte Hawaiis kam auch nicht ohne Gewalt aus. Relativ friedlich verlief der Zusammenschluss der Inseln zu einem Königreich, das von 1781 bis 1893 existierte. In diesem Jahr wurde die rechtmäßige Königin Liliuokalani von Plantagenbesitzern gestürzt, weil sie den immer größer werdenden Einfluss der USA auf ihre Gebiete nicht zulassen wollte.

Gegen den Widerstand ihrer Anhänger wurde die Republik Hawaii errichtet, aber sie überlebte auch nicht lange. Schon nach vier Jahren, am 12. August 1898, wurde Hawaii von den USA annektiert - zu bedeutend war die strategische Lage des Archipels mitten im Pazifik. Die Proteste und der Widerstand waren heftig, aber wirkungslos.

Geschichte in Romanen

Ungefähr 60 Jahre später, am 21. August 1959, sollten die Hawaiianer entscheiden, ob sie zum 50. Bundesstaat der USA werden wollten. Knapp, aber doch siegten die Anhänger der USA. Erstaunlicherweise, wohl, weil Entschuldigungen in jenen Jahren "modern" geworden waren, verabschiedeten die USA 1993 die Apology Resolution, mit der sie sich offiziell für den Putsch 1893 entschuldigten und den Sturz der Monarchie für unrechtmäßig erklärten. Späte Genugtuung? Für wen?

Kiana Davenport, Autorin aus Hawaii, hat die letzten 120 Jahre der hawaiianischen Geschichte in ihren Romanen immer wieder eingearbeitet. Sie erzählt von den enttäuschten Anhängern der letzten Königin, von der verschwiegenen Leprakolonie, von der ohnmächtigen Wut der ausgebeuteten Plantagenarbeiter, vom Widerstand der Konservenarbeiterinnen. Sie erzählt immer wieder von den Frauen ihrer Heimat, die ihr Glück auf den Inseln und anderswo suchen und manchmal auch finden. Immer wieder taucht die eindrucksvolle Gestalt von Pono auf, einer alten, weisen Frau, die wie eine Legende zurückgezogen lebt und dennoch für Hilfesuchende immer erreichbar ist.

Hör-Tipp
Terra incognita, Donnerstag, 23. August 2007, 11:40 Uhr

Buch-Tipps
Kiana Davenport, "Haifischfrauen", Verlag Droemer Knaur, ISBN 9783426605684

Kiana Davenport, "Gesang der verlorenen Frauen", dtv, ISBN 3423242485

Kiana Davenport, "Feuergöttin", Verlag Droemer-Knaur, ISBN 3426197257

Heinrich Pleticha, Hermann Schreiber, "Lexikon der Entdeckungsreisen", Edition Erdmann, ISBN 3522600002